22.1.07

10.12.2006 – 22.01.2007 Mar del Plata – Puerto Deseado „Windwärts“

“Immer wenn Du glaubst Du hast´n, springt er aus dem Kasten!“



Doch das wissen wir noch nicht, als wir am 11.12.06 den Hafen von Mar del Plata bei gesetztem Spinnaker am Horizont verschwinden sehen. Der Wind weht mäßig aus nordöstlichen Richtungen, das Barometer bleibt konstant bei 1015 mb. Geplant ist, die ca. 400 sm entfernte Bucht Golfo Nuevo anzulaufen, wenn das Wetter passt.

Hier befindet sich die Halbinsel Peninsula Valdez, ein Tierschutzgebiet von 3600 km² mit einer Küstenlänge von 400 km, wo die vom Aussterben bedrohten Südlichen Glattwale (Südkaper/ ballena franca austral), Orcas, verschiedene Delfinarten, Magellanpinguine, Seelöwen, See- Elefanten und zahlreiche Seevögel zu bewundern sind.

Zwischen Juni und Mitte Dezember suchen die Südkaper im wärmeren, geschützten Wasser entlang des Golfo Nuevo ihre Paarungs- und Aufzuchtplätze auf. Aus diesem Grund wurde die Halbinsel 1999 zum Weltnaturerbe der Unesco erklärt. Glattwale haben keine Zähne, sondern fangen Krill und Plankton mit ihren fransigen Barten, die vom Oberkiefer herabhängen.

Aber zunächst einmal sehen wir zahlreiche Albatrosse, die an Größe zunehmen, je südlicher wir uns befinden. Auch ein Hai knabbert auf der Seite schwimmend an unserer Bordwand und die ersten Pinguine tummeln sich auf offener See.



Als sich an steuerbord eine Wolkenwand auftürmt, holen wir vorsichtshalber den Spinnaker ein, leider hakt die Einhol- Leine, so dass der Segelwust erst mal unsortiert und nass auf dem Vorschiffboden landet, das Salzwasser selbstverständlich in den Kojen.

Zwischendurch Blitze, Regen, Flaute, Böen, Winddreher. Kurzzeitig starten wir den Motor und stellen fest, dass die Motortemperatur bedenklich nah ans Limit reicht, zudem treten Kühlflüssigkeit und Hydrauliköl aus dem Überlauf aus. Was denn jetzt schon wieder?

Alles deutet auf ein Leck im gerade erst reparierten Wärmetauscher hin. Auf See lässt sich dieser Schaden nicht beheben, was bedeutet, dass wir auf jeden Fall die am Golfo Nuevo gelegene Stadt Puerto Madryn anlaufen müssen.

Am 14.12.06 dreht der Wind wieder auf Nord und nimmt bis auf 30 Knoten zu, so dass wir um Mitternacht mit 8 Knoten Geschwindigkeit am Leuchtturm „Punta Delgada“ südwestlich der Halbinsel Peninsula Valdez vorbeidüsen.

Mit zweifach gerefftem Groß- und Klüver kreuzen wir hoch am Wind bei kurzen Steilen Wellen zu dem bei Nordwinden geschützten Ankerplatz Richtung Puerto Piramide. Durch die Kreuzerei geht die Zeit ins Land (oder ins Wasser) und erst am Nachmittag erreichen wir den Ankerplatz Punta Pardelas, südlich von Puerto Piramide.

Erst beim dritten Versuch hält der 22Kg CQR-Anker auf 11 m Wassertiefe. Bei 25°C herrscht hier Sonnenbrandgefahr. Die Wassertemperatur beträgt allerdings nur 12°C.

Wir trauen unseren verschlafenen Augen kaum, als in unmittelbarer Bootsnähe ein paar Südliche Glattwale gemächlich ihre Runden drehen, mehr oder weniger vorsichtig verfolgt von Touristenbooten, durch die sich die majestätischen Meeressäuger allerdings nicht aus der Ruhe bringen lassen.



Da der Wind zusehends auf Südwest dreht, verlassen wir (leider) bereits bei Einbruch der Dunkelheit diese Bucht der friedlichen Wale. In einer sternenklaren Nacht überqueren wir den Golfo Nuevo in Richtung des ca. 30 sm entfernten Puerto Madryn. Der Anker fällt mittags auf 7 m Wassertiefe in Höhe des „Club Nautico Atlantico Sur“, von dessen Mitgliedern wir freundlichst empfangen werden.

Nachdem wir uns bei der Prefectura Naval Stempel und Wetterbericht abgeholt haben, fallen wir erst mal über Supermarkt und Metzgerei her.

Die heute 74000 Einwohner zählende Stadt wurde 1886 von Walisern gegründet und verdankt ihren Namen Love Parry, Baron von Madryn. Die „Universidad de la Patagonia“ in Madryn ist für ihr Meeresbiologisches Institut bekannt.

Hier befindet sich der zweitgrößte Fischereihafen des Landes sowie Argentiniens erste Aluminiumfabrik. Das Stadtbild ist geprägt von zahlreichen Souvenirshops und Touristikunternehmen, die sich auf Waltouren sowie Führungen im Tierschutzgebiet spezialisiert haben.

Der Strand ist immer gut besucht: Die „portenos“ genannten Einwohner von Buenos Aires entfliehen hier der Hektik der Metropole.

Alle zwei Tage legt ein Kreuzfahrtdampfer an. Die glücklichen – fünf Mahlzeiten am Tag, kein Geschaukel und im Vergleich zu uns: Billiges Reisen.

Zurück auf dem Boot, dreht der Wind gegen Abend ohne Vorwarnung auf Nordost und nimmt in Böen auf über 30 Knoten zu. Der nachmittags auftretende lokale, thermische NE-Wind, hier „brisa del Norte“ genannt, wird uns in der nächsten Zeit fast täglich erfreuen. Da der Ankerplatz nach Nordost und Ost ungeschützt ist, entstehen unangenehme Wellen und das Boot steht quer zum Schwell, „making life aboard inconfortable“, wie es in unserem Patagonien- Handbuch so schön heißt – correcto!

Dieser Nautische Führer (Patagonia & Tierra Del Fuego; M. Rolfo u. G. Ardrizzi; ISBN 88-85986-34-X), auch Italian – Guide genannt, ist unser Einschätzung nach der wichtigste von allen für diese Region und später in Chile.

Auch das noch: Wir sind todmüde und der Anker slippt. Anker auf und wieder runter, slippt schon wieder. Anker auf, Anker fällt, hält. Als wir uns umdrehen, sehen wir unser orangefarbenes Gummiboot mit Außenborder in 10 Meter Entfernung schnell auf´ s offene Wasser treiben. Mist, die Lasche ist bei einer Böe ausgerissen, die Leine liegt unversehrt auf der Klampe. Hinterher schwimmen? Geht nicht bei dem Wind (und der Wassertemperatur). Anker auf, Beiboot mit dem Bootshaken einfangen, Anker fällt bei inzwischen 35 Knoten Wind, 50 m Kette diesmal, hält.



Da der Motor während der Wärmetauscher-Reparatur nicht einsatzbereit ist, verholen wir unser Boot vorsichtshalber an eine, bei Starkwind zwei Mooringbojen des Clubs, nachdem uns versichert wurde, dass diese für unser 5-Tonnen- Schiff stark genug sind. Sind sie auch, wie sich herausstellt; der Zustand der Moorings wird während unserer Anwesenheit mehrmals von Tauchern kontrolliert.

Leider verheddert sich die lange Mooringleine aufgrund der häufigen Winddreher und des Schwells des Öfteren zwischen Kiel und Schraube, längere Landausflüge sind somit gestrichen.

Trotz der inzwischen gut ausgerüsteten Bootswerkstatt lässt sich die Undichtigkeit am Wärmetauscher nicht mit Bordmitteln beheben, so dass wir diesen bei der nahe gelegenen Linde-Vertretung prüfen und reparieren lassen. Einen Tag später kann Timo ihn nach Zahlung von 50 Pesos (13€) bereits wieder einbauen, die Testfahrt ergibt: Alles in Ordnung.

Nachdem unser geschundenes Beiboot inzwischen bereits den dritten Haken- Verlust zu verzeichnen hat, ist auch hier professionelle Hilfe gefragt, unser 2-Komponenten-Gummikleber reicht da nicht mehr.

Kurz vor Weihnachten erhalten wir aus Buenos Aires die Nachricht, dass unser Paket mit dem SSB-Tuner doch noch eingetrudelt ist. Ein schönes Weihnachtsgeschenk, das eigentlich ein Oktober- Geburtstagsgeschenk von den lieben Vätern daheim werden sollte. Dankeschön!

Hermann, inzwischen auf die ComoNo zurückgekehrt, gibt dem Paket noch den letzten Schubs und schickt es im Weihnachtstrubel von Buenos Aires nach Puerto Madryn. Muchas gracias!

Das Geschenk ist inzwischen eingebaut und funktioniert.

Seitdem stehen wir mit ComoNo (Buenos Aires), JustDoIt (Ushuaia) sowie mit den deutschen Segelyachten Atlantis und Breakpoint (Puerto Montt, Chile) in Kontakt. Den wichtigsten Kontakt stellt aber das „SSB Patagonia Cruising Net“ dar, das täglich von Wolfgang von der SY „Wilde Mathilde“ auf 8164,00 kHz um 09:00 (Lokal Time) geleitet wird. Hier werden Positionsdaten, Wetter und Erfahrungen ausgetauscht. Tratsch und Klatsch kommen nach der Sendung nicht zu kurz – „Marienhof“ für Segler.

Weihnachten feiern wir mit geschmücktem Boot bei 22°C, Braten, Semmelknödeln (die letzten ihrer eingeschweißten Art) und Rotkohl.

Zum Jahreswechsel (wann denn jetzt: UTC, MEZ, Lokal Time?) hören wir Frau Merkel mit verzerrter Stimme auf der Deutschen Welle. Ach, hier ist es doch ganz schön…

Nach zweieinhalb Wochen geht es am 05.01.07 endlich weiter. Ziel Caleta Horno. Wir benötigen knapp 2 Tage für die Strecke von ca. 160 sm. Der Wind kommt hauptsächlich aus nördlichen Richtungen. Unzählige Albatrosse begleiten uns. Das einzige Problem auf dieser Etappe: Das Gestänge der Windsteueranlage ist verbogen, so dass wir nun den elektrischen Autopiloten zu Hilfe nehmen, der bei stärkeren Winden allerdings überfordert ist.

Schwarz- weiße Commerson- Delfine reiten im Canal Leones geschickt und sehr wendig auf unserer Bugwelle, es scheint ihnen Spaß zu machen. Wir finden die Abkürzung zwischen den Inseln hindurch bei über 20 Knoten Wind von achtern und Strom gegenan eher ungemütlich.



Am Eingang der sehr windgeschützten, malerisch von Felsen umsäumten Bucht Caleta Horno erwarten uns 2 Guanakos, die uns von den Felsvorsprüngen herab genau betrachten (und umgekehrt). Der gewundene Fjord mündet in einem kleinen Felsbassin, in dem bereits eine belgische Segelyacht liegt.

Wir werfen den Anker, befestigen zum ersten Mal unsere neuen 100m- Leinen an den Felsen und genießen dann fasziniert diese traumhaft schöne Naturkulisse. Pinguine umkreisen neugierig unser Boot. Vor Urzeiten wird es hier nicht viel anders ausgesehen haben.

Die Belgier haben eindeutig den besseren Platz erwischt: Unter uns befinden sich bei Niedrigwasser nur 2 Meter Wasser, vor uns tost durch das Flussbett der Wind. Bei starken Böen slippt natürlich auch mal wieder der Anker, Timo bringt ihn mit dem Beiboot neu aus.

In der Nacht nimmt der Wind auf 35 Knoten aus Nord zu und ein Weltuntergangsgewitter bricht los. Donnergrollen im Echo-Sound, ein Blitz schlägt mit einem Krachen im Felsen ein. Es folgt: Flaute.

Am nächsten Morgen verabschieden sich die Belgier, nachdem sie uns noch den neuesten Satellitentelefon- Wetterbericht dagelassen haben.

Wir nutzen die Gelegenheiten und verholen unser Boot ins Innere der Bucht. Diesmal befestigen wir zu Testzwecken einen zweiten Anker (Danforth) mit Kette zusätzlich am Hauptanker und üben noch mal bei wenig Wind das Ausbringen der Leinen.



Es folgt ein sommerlich warmer Landerkundungstag durch die felsige Urlandschaft. Oben angekommen, Pampa, soweit das Auge reicht, das fast ausgetrocknete Flussbett windet sich weit ins Landesinnere.



Zwischen Gräsern, Büschen und sogar Blumen springen Guanakos umher. Sandra springt fasziniert zwischen Steinen und teilweise versteinerten Muscheln umher, die bestimmt schon seit Ewigkeiten unberührt auf den hohen Felsen liegen.



Hätten wir doch bloß ein größeres Boot (Anmerkung Timo: Ein 20.000 BRT-Frachter würde für den Plunder nicht reichen...).



Timo interessiert sich eher für die Pinguine, das tote Gürteltier und den von Fischern und Seglern angelegten Grillplatz am Strand. Wie gut, dass wir noch ein Paket Bratwürste haben. Ein richtiger Urlaubstag.

Das Gestänge der Windpilot lässt sich wieder halbwegs begradigen, wirkt jedoch insgesamt instabiler.



Nach Begutachtung des aktuellen Wetterberichtes beschließen wir, am Morgen des 10.01. weiterzusegeln. Wir haben zwar südwestliche Winde, kommen aber gut voran und können den Kurs halten. Gegen Abend weht der Wind aus Nordost mit 20-25 Knoten.

Alles läuft bestens, wir träumen in den Tag hinein und genießen den Sonnenuntergang, als uns plötzlich eine mächtige Welle in Verbindung mit einer hakenden Windsteueranlage mit dem Heck durch den Wind drückt.

Es kracht unheilvoll, als der Großbaum auf die andere Seite schlägt. Der gesetzte Bullenstander mildert zum Glück den Aufprall und rettet uns wahrscheinlich vor einem Mastbruch. Doch ein Blick nach vorne genügt: Wir entdecken einen ca.5cm langer Riss und eine etwa 10x20cm große Stauchung an der Backbord- Seite des Mastfußes. Schnellstens werden alle Segel geborgen und der Mast mit allen vorhandenen Fallen gesichert.


Die restlichen 100 sm bis Puerto Deseado werden wir wohl oder übel bei vorerst nördlichen Winden bis zu 30 Knoten mit Motorkraft zurücklegen müssen. Das unangenehme Gefühl, dass der Mast jeden Moment herunterkommen kann, begleitet uns. Zum Glück erreichen wir Hermann noch am selben Abend per SSB-Funk und geben unsere aktuelle Position durch, für alle Fälle.

Bis zu unserer Ankunft in Puerto Deseado werden wir fürsorglich jeden Morgen durch das „Patagonia Cruising Net“ mit aktuellen Wetterinformationen und Zuspruch versorgt.

Unseren ersten Plan, die 35 sm nördlich von Puerto Deseado gelegene Bucht „Caleta Sur“ am Cabo Blanco anzulaufen verwerfen wir, da für die Nacht bereits südliche Winde vorhergesagt werden. Die Ankerbucht bietet bei Südwind keinerlei Schutz.

Am 11.1. gegen Mittag dreht der Wind innerhalb kurzer Zeit von 30 Knoten aus Nord auf 35 Knoten aus Südwest, auch das noch!

Wir lassen die Bancos Byron, Ana und Susana an backbord liegen und kämpfen uns im Abstand von 1-2 sm von der Küste weiter nach Süden vor. Wenigstens sind die Wellenberge unter Landschutz nicht ganz so hoch, doch dafür arbeitet der Strom nun gegen uns.

Wie lange hält der Mast noch durch? Als wir nur noch mit maximal 1 Knoten vorwärts kommen (oder rückwärts?), geben wir auf. Wir nähern uns der Küste bis auf 10 m Wassertiefe und werfen in Lee eines Kelp- Feldes, 10 sm von Puerto Deseado entfernt, den Anker. Hier „erholen“ wir uns im Sitzliegen ca. 5 Stunden von den Strapazen.

„Kelp“ ist eine Wasserpflanze, die südlich des 45°S Breitengrades entlang der argentinischen und chilenischen Küste zu finden ist. Kelp- Pflanzen sind mit den Wurzeln am Grund verankert, wachsen zur Wasseroberfläche und können eine Länge von bis zu 50 Metern erreichen.

Kelp- Felder sind ein untrügliches Zeichen für flache Gewässer und Steine und haben somit für den Seefahrer auch eine warnende Funktion, zumal auf den Seekarten nicht alle Begebenheiten verzeichnet sind. Große Kelp- Banken sind sogar auf Radar erkennbar.

Unser schlaues Handbuch rät: „In doubt, the golden rule is: stay away from kelp“. Auf Ankerplätzen wird man jedoch häufiger von Kelp „angegriffen“ und der Anker mit einem zusätzlichen Gewicht von bis zu 100 kg belagert. Da hilft nur noch eine Gegenoffensive mit Machete oder einer sensenförmigen Sichel. Fluchen hilft nicht.

Als der Wind gegen Mitternacht abflaut und auf Süd dreht, nehmen wir die letzten 10 Meilen trotz Strom gegenan in Angriff. Der ablaufende Strom an der Einfahrt nach Puerto Deseado stellt sich mit 1,5 Knoten als eher mäßig heraus. Welch glücklicher Umstand, denn unser Patagonien- Handbuch berichtet von bis zu 3-4 Knoten Strom bei ablaufend Wasser.

Die Ansteuerung erfolgt bei sternenloser Dunkelheit mit Hilfe von Radar, Richtfeuer und einprogrammierten GPS- Wegpunkten.

Nachts um eins machen wir bei schwachem Südwind an einer Mooringboje vor dem „Club Nautico Capitan Oneto“ fest.

Die überschaubare Hafenstadt Puerto Deseado mit ihren historischen Bauwerken zählt 12000 Einwohner und lebt hauptsächlich von Fischindustrie, Viehwirtschaft, Bootsbau und Tourismus. Sie liegt an der „Ria Deseado“, einem der wichtigsten Meeresschutzgebiete Südamerikas.

Hier fließt das Meerwasser in einem alten Flussbett, das durch Meeresspiegelanstieg versunken ist. Das Meer dringt 40 km ins Landesinnere vor und bietet zahlreichen Meeresbewohnern einen geschützten Raum: verschiedene Kormoranarten, Felsen- und Magellanpinguine, Sturmvögel, Reiher, Commerson-Delfine und Seelöwen treten hier zahlreich auf. Auch Guanacos und Nandus (Pampastrauße) lassen sich hier bewundern.

Ganz in der Nähe befindet sich eine weitere Naturattraktion, die wir hoffentlich noch erkunden werden (aber erst die Arbeit, dann das Vergnügen): Das 15000 ha große „Monumento Natural Bosques Petrificados“ – der Versteinerte Wald:
Vor 150 Mio. Jahren, als in dieser Gegend ein feuchtwarmes Klima herrschte, wurden bei Vulkanausbrüchen unzählige Andentannen (Araukarien) unter einer bis zu 20 m dicken Ascheschicht begraben und im Laufe der Zeit mineralisiert. Durch Wind und Regen wurden die Bäume mit einem Durchmesser von bis zu 3 m und einer Länge von 35 m wieder freigelegt.

1520 ankerte Fernando de Magellan nach einem zerstörerischen Sturm in der geschützten Flussmündung, um dort seine Flotte zu reparieren. Er nannte das Gebiet „Rio de los Trabajos“ (Fluss der Arbeit). So wandeln wir zumindest ein wenig in seinen Fußstapfen. 1586 erkundete der englische Freibeuter Cavendish die Mündung und benannte sie nach einem seiner Schiffe: Desire (spanisch: deseado).

Am Morgen, als wir uns gerade auf den Weg zur Prefectura Naval machen wollen, dreht der Wind auf Südwest und nimmt schlagartig auf 30 Knoten zu. Der mächtige Holzsteg vom Club kommt immer näher (oder wir?) und somit auch der felsige Strand. Nichts wie weg hier, diese Mooring war nichts wert.

Nach 3 Versuchen hält schließlich der Anker bei 5 Meter Wassertiefe, so dass wir einen kurzen Landgang wagen: Sandra zur Prefectura (mehr Spanischkenntnisse), Timo zum Supermarkt (mehr Transportkapazität).

Als Timo nach 20 Minuten zurückkommt, sitzen wir bereits auf einem Felsen fest, bei einer Schräglage von 35°. Der Anker hält bombenfest, doch ein Winddreher hat unser geschundenes Boot auf eine in den Karten nicht verzeichnete, steile Kiesbank gedrückt, so dass aus den 5 Metern Wassertiefe unter dem Kiel in Sekundenschnelle 1 Meter wurde.

Zum Glück ist in einer Stunde bereits wieder auflaufendes Wasser; bei einem Tidenhub von 5 Metern dürften wir bald wieder frei sein. Ob der Mast dieser Belastung standhält, ist eine andere Frage, zumal der Wind weiter mit bis zu 30 Knoten auflandig weht.

Sandra verständigt kurz den Herbeieilenden vom Prefectura- Wachhäuschen, dass wir auf das Hochwasser warten, während Timo die Gelegenheit nutzt, den freiliegenden Bootsrumpf von Muscheln und Algen zu befreien.

Plötzlich taucht der Chef von der Prefectura mit zwei Untergebene im Auto auf und mit ihnen 1 Prefectura- Schlauchboot mit 3 Mann Besatzung in Neopren- Anzügen; des weiteren 5 Clubmitglieder, einige Fischer, ca. 10 Schaulustige und 1 Kameramann. Was soll das denn werden?

Ein Riesenpalaver, das Schlauchboot wird zu Wasser gelassen, Sandra vorne drin und bereits nach einer Minute klitschnass.

Eine „Hundeleine“ von 8 Metern wird hervorgekramt, mit der die Herren beschlossen haben, unser 5.5 Tonnen Aluminium gegen den starken Wind mit ihrem Schlauchboot frei zu ziehen. Da Reden nicht hilft, lassen wir sie tun, was sie für richtig halten.

Das Schlauchboot wird mit einem Ruck zurückgeworfen, die Leine verheddert sich in der Schraube des Außenborders. Neuer Versuch, das gleiche Dilemma.

Wir übergeben dem Schlauchboot eine unserer 100m- Leinen und Sandra siedelt auf die schräg aber trocken liegende Ultima über.

Nach einem weiteren Riesenpalaver wird endlich unser Vorschlag akzeptiert, die Leine am gegenüberliegenden Ufer festzumachen, damit wir bei auflaufendem Wasser unser Boot mit der Winsch selber vom Felsen ziehen und weiteres Schwojen verhindern können. Und wieder landet die Leine in der Schraube des Außenborders.

Zu guter Letzt geht dem Schlauchboot nach 2 Stunden des „Rettungseinsatzes“ der Sprit aus und ein Ruderkajak bringt unsere 100m- Leine ans andere Ufer.

Der Wind dreht inzwischen auf Süd und hilft mit, so dass unser Segelboot mit Mast nach einer halben Stunde wieder Wasser unter dem Kiel hat.

Als der Wind zunimmt, verlassen wir schnellstens die Bucht und versuchen unser Glück in der östlicher gelegenen Bucht des Clubs, wo ein Steinwall etwas Schutz vor den häufigen Südwestwinden bietet.

Hier liegen zwei Moorings, allerdings viel zu nah an Land und bei dem starken, auflandigen Wind nicht möglich aufzunehmen. Später stellt sich heraus, dass eine der Moorings beschädigt ist. Ein Festmachen ist aber wegen der geringen Wassertiefe nur zwischen beiden Moorings an Bug und Heck möglich. Die rote Mooring hat 7t, die gelbe Mooring 2t Haltekraft. Position: 47°45,468´S 65°54,126´W.

Da bleibt uns nur noch die dritte in den Karten verzeichnete Ankerbucht am gegenüberliegenden Flussufer (fernab jeglicher Zivilisation), die bei Südwest- Winden geeignet ist. Wie immer hält nach dem dritten Versuch der Anker zuverlässig, auch als der Strom umkippt.

Als der Wind am nächsten Tag abflaut, wagen wir noch einen Ankerversuch in der ersten, westlich gelegenen Bucht am Club, diesmal weit entfernt von dem unsichtbaren Felsen und mit Landleine. Kurzzeitig hakt das Relais der Ankerwinde, so dass wir erst mal wieder abdrehen – plötzlich funktioniert es wieder so zuverlässig wie immer. Elektrik und Boote...

Gar nicht so einfach, einen sicheren Platz für sein Boot zu finden!



Jetzt haben wir endlich Zeit, eine Lösung für unser eigentliches Problem – den beschädigten Mast – zu finden. Der Mast muss für die Reparatur vom Boot, ein Alu- Schweißgerät und ein fachkundiger Schweißer müssen her.

Der Chef des Clubs bietet uns an, den Mast per Menpower (4 oder mehr) zu legen, während das Boot am Holzsteg trocken fällt. Bei Niedrigwasser hat der Steg eine Höhe von ca. 10 Metern. Ein Kran steht hier nicht zur Verfügung, dafür aber ein Alu- Schweißgerät und drei Schweißer. Abgesehen von der Tatsache, dass dies eine sehr kostengünstige Lösung wäre, sind wir doch sehr skeptisch.

Alternativen sind immer gut, also machen wir uns auf den Weg zur nahe gelegenen Schiffswerft „Coserena SA“. Hier soll es auch einen Ingenieur geben, der uns eventuell Ratschläge bezüglich der anstehenden Reparatur geben kann. Außerdem entdecken wir hier einen sehr geschützten Liegeplatz an einem kleinen, innen liegenden Steg.

Der Pförtner der Werft verwehrt uns den Zutritt, er müsse erst mit dem Chef reden. Hinter vorgehaltener Hand erklärt er uns, der Chef sei „no muy simpatico“. Der Chef lehnt es ab, mit uns persönlich zu reden und lässt uns ausrichten, dass in seiner Werft nicht mit Aluminium gearbeitet würde. Mit einem Liegeplatz oder einem Kran zum Heben des Mastes (alles vorhanden) könne er auch nicht dienen. Dummerweise ist der Chef auch gleichzeitig der Ingenieur, also keine Chance, dass Mastproblem weiter zu erörtern. Frustriert machen wir uns auf den Rückweg.

Bisher keine andere Lösung in Sicht, also werden wir unser Boot wohl trocken fallen lassen. Hoffentlich denkt dann die Prefectura nicht, dass wir einen Notfall haben. In den letzten Tagen hat uns der Wind einen Strich durch die Rechnung gemacht, ständig 30 Knoten und mehr aus Südwest, keine Chance, den Mast zu legen.

Für Freitag, den 19. Januar, ist besseres Wetter angesagt, so dass wir an diesem Tag einen Versuch wagen wollen.

Inzwischen wurde die defekte Mooring in der östlich gelegenen Bucht vom Club repariert und wir sind mal wieder umgezogen. Zwischen den zwei Moorings und bei zusätzlichem Heckanker liegen wir „relativ“ ruhig auf 5 Metern Wassertiefe. Man wird genügsam mit der Zeit.

Heute werden wir mal wieder durchgeschüttelt von - wie könnte es anders sein - 30 Knoten und mehr aus Südwest, angebunden wie eine Ziege am Pflock, Landgang verschoben.

Jetzt heißt es warten – auf weniger Wind und darauf, dass sich das Wetter endlich an den Internet- Wetterbericht hält.

Der aktuelle Stand der Dinge am 19.01.2007: Ein glücklicher Zufall (der Freund eines Freundes war der Freund vom Chef…) führte gestern dazu, dass wir den Chef der Werft „Coserena“ persönlich kennen lernten, der plötzlich einen „muy simpatico“ Eindruck machte. Er versicherte uns, es sei kein Problem, in den nächsten Tagen in der Werft den Mast per Kran zu legen. Wie schnell sich die Dinge aendern koennen...

So liegen wir also am kleinen, innen liegenden Steg der Werft und warten im Windschutz darauf, dass morgen endlich das Mastproblem in Angriff genommen wird. Der Alu- Schweißer, der Ingenieur (und mindestens 20 Werftarbeiter), waren auch schon da, um den Schaden zu begutachten.



Am 21.01.2007 wird mit grosser Sorgfalt der Mast per Kran gelegt. Der windgeschuetzte Liegeplatz mit Wasser- und Stromanschluss bleibt uns weiterhin erhalten. Das Wetter bleibt in den naechsten Tagen sommerlich. Alles wird gut!



An die Arbeit!

27. August bis 7. September 2006: Besuch aus der Heimat! (Bericht von Astrid und Uwe)

„Was lange dauert, wird endlich gut!“

So oder ähnlich könnte man unser Wiedersehen im fernen Argentinien betiteln. Schließlich hatten wir Sandra und Timo vor mehr als 5 Jahren das letzte Mal gesehen. WIR, das bin ich – Astrid Karbach – Sandras bessere Hälfte während der Schulzeit; einige „Zeitzeugen“ können dies sicherlich bestätigen! – und Uwe Langenbach – meine heutige bessere Hälfte!



Als ich von der geplanten Weltumseglung hörte, dachte ich mir: „Wir müssen uns vorher unbedingt noch mal treffen.“ Aber ein Wiedersehen beim Auslaufen in Stade im Oktober 2005 scheiterte an den Flugverbindungen.
Nächster Versuch einige Wochen später: Porto oder Lissabon wären eigentlich auch nicht schlecht und als Wochenend-Trip gut geeignet. Wären da nicht wieder diese Flugverbindungen! So wurde aus einem Wiedersehen wiederum nichts.
Und wie wär’s, Anfang Januar für ein paar Tage auf die Kanaren zu fliegen, um sich dort zu treffen? Das war dann schlichtweg ein bisschen zu teuer.

So vergingen die Monate, Sandra und Timo überquerten den Atlantik und kamen in Brasilien an. Ich verfolgte unterdessen die Reiseberichte auf der Homepage und hatte dann ein spontane Idee: „Wie wär’s denn mit einem Wiedersehen in Südamerika???“
Unsere Sommerferien waren bis auf einen zweiwöchigen Italien-Urlaub direkt zu Beginn noch nicht verplant, so dass uns noch vier Wochen zur Verfügung standen. In dieser Hinsicht ist unser Lehrerdasein wirklich eine feine Sache!!!
Nach einigem Hin- und Hermailen und kurzer Überzeugungsarbeit bei Uwe stand dann Ende Juni fest: Es geht für zehn Tage nach Buenos Aires auf die Ultima! … und am 27. August war es auch dann soweit.

Unser Hinflug war eine Katastrophe. Wir stellten uns bereits im Vorfeld auf einen „Höllentrip“ ein (von Frankfurt nach Madrid, dann nach Santiago de Chile und von dort aus nach Buenos Aires: bei normalem Verlauf ca. 19 Stunden). Aber dass wir nachts fünf Stunden in Madrid warten mussten, hätten wir auch nicht gedacht. Und als wir im Flieger die Nachricht „Wir landen in wenigen Minuten in Sao Paulo.“ hörten, hatten wir wieder allen Grund, uns aufzuregen. Dieser Zwischenstopp zum Tanken kostete erneut Zeit.
Der Flug von Santiago de Chile nach Buenos Aires war hingegen angenehm. Wir hatten endlich einen Fensterplatz und somit einen genialen Ausblick auf die Anden.



Nachdem wir am Montag, den 28. August spät nachmittags in Buenos Aires ankamen und tatsächlich auch unser Reisegepäck komplett und unversehrt vorfanden, war er endlich da, der große Augenblick: Das Wiedersehen nach mehr als fünf Jahren! Und das auch noch in Südamerika, am Flughafen von Buenos Aires! Verrückt! Uwe und Timo verstanden sich auf Anhieb (zuerst mal eine rauchen und gemütlich ein Bierchen trinken) und dass Sandra und ich uns einiges zu erzählen hatten, ist wohl klar!



Uwe und ich, wir waren sehr gespannt: auf die Stadt, auf das Land, auf die ULTIMA und auf das Leben, das Sandra und Timo führen.

Die Ultima – unser Zuhause für die nächsten zehn Tage

Mit einem Taxi (dagegen sind unsere alten Autos ein wahren Luxus – doch es sollte noch schlimmer kommen!) ging’s quer durch die Stadt zum Yacht Club Argentino, wo die ULTIMA lag.
Uwe freute sich als ehemaliger Matrose ganz besonders auf das Boot und ich dachte mir: “Ich habe zwei Wochen Wohnwagenurlaub überstanden, also ist dies hier auch kein Problem!“ Und so war es auch. Klar, die Enge auf einem Boot ist schon gewöhnungsbedürftig, aber wir fanden’s richtig gemütlich.



Abends gingen wir noch schick essen – also das Restaurant war sehr schick, wir waren wohl eher nicht entsprechend gekleidet und noch leicht daneben von dem anstrengenden Flug. Dennoch: das Essen war sagenhaft gut; Uwe schwärmt heute noch von seinem „Filet Mignon Black Pepper“.
Zurück auf der ULTIMA stand uns die erste Nacht in Argentinien auf einem Boot bevor. Aber da Sandra und Timo uns ihre Luxussuite im Bug überlassen hatten, konnten wir auch super schlafen.



Buenos Aires – eine Mischung aus Tradition und Moderne

Der erste Morgen an Bord (Dienstag, 29. August) begann ähnlich wie im Campingurlaub: Tasche packen und ab ins Sanitärgebäude. In dieser Hinsicht waren wir ja schon eingeübt! Sandra und Timo überraschten uns anschließend mit einem Riesenfrühstück, so dass wir gut gestärkt zu einer Stadtrundfahrt aufbrechen konnten.

Buenos Aires (2,7 Mio. Einwohner, als Agglomeration ca. 12 Mio. Einwohner) wirkte auf uns wie eine sehr moderne Stadt: hohe Geschäftsgebäude, eine moderne Fußgängerzone und gleichzeitig ein immer wiederkehrendes Stadtbild mit historischen Gebäuden. Gleichzeitig konnte man leider auch an vielen Stellen Armut sehen und spüren.
Die Namensgebung Buenos Aires, was übersetzt gute Winde bedeutet, konnten wir allerdings nicht nachvollziehen - die Autoabgase waren enorm (meine Brillengläser waren abends immer leicht verrußt!).

Die interessantesten Sehenswürdigkeiten der Stadt haben wir wohl besichtigt, z.B.
• den Präsidentenpalast Casa Rosada (mit dem Balkon, wo einst Evita Peron eine flammende Rede an das Volk hielt),
• die Plaza de Mayo, das Zentrum der Stadt,
• das Teatro Colon,
• das alte Hafengebiet Puerto Madero, ein Gastronomie- und Nachtclubviertel mit restaurierten Lagerhallen,
• das Stadtviertel La Recoleta, das teuerste Wohn- und Geschäftsviertel der Stadt,
• das Stadtviertel San Telmo, geprägt durch viele Altbauten aus dem 19. Jahrhundert,
• das Stadtviertel La Boca, das aufgrund der farbenfrohen Gestaltung der Häuser durch verschiedene Einwanderer eine besondere Atmosphäre ausstrahlt.

Und das absolute Highlight des Tages war jedoch unser Tango-Auftritt. Hierzu muss man lediglich die Fotos betrachten – diese sagen alles aus!



Den nächsten Tag (Mittwoch, 30. August) verbrachten wir in erster Linie mit der Planung unseres Ausflugs nach Uruguay und mit Shoppen, unter anderem in dem noblen Kaufhaus „Galerias Pacifico“. Die Preise in Argentinien sind sehr günstig, so dass wir uns noch mit etwas Warmem eindeckten.
Denn man muss bedenken: Wir befanden uns im argentinischen Winter, der sich aber während unseres gesamten Urlaubs von seiner sehr angenehmen Seite zeigte: Tagsüber hatten wir oft Sonnenschein und bis zu 15 Grad, was sich jedoch wegen den rauen Winden oftmals ein bisschen kühler anfühlte. Nachts gab es aber auch Frost! … und wegen den günstigen Preisen sind wir auch (fast) jeden Tag essen gegangen. Welch’ ein Luxus!

Ausflug nach Colonia del Sacramento, Uruguay

Am Donnerstag, den 31. August ging es nach Colonia del Sacramento, einer historischen Stadt in Uruguay (und wieder ein Stempel im Reisepass, wobei unsere Reisepässe wie Anfängerprodukte aussahen im Gegensatz zu denen der Profis Sandra und Timo!!!).
Mit einer Fähre gelangten wir innerhalb von fast drei Stunden über den Rio de la Plata nach Colonia. Was auf einer Landkarte sooo nah aussieht, ist in der südamerikanischen Wirklichkeit eine durchaus weite Entfernung. Wir mussten uns immer wieder vor Augen halten, dass Argentinien fast achtmal größer ist als Deutschland.



Das Städtchen Colonia del Sacramento ist gut überschaubar und zu Fuß zu erkunden. Einige Sehenswürdigkeiten sind die Basilika, der Leuchtturm und das Straßenbild insgesamt. Denn auch hier ist der Kolonialstil besonders ausgeprägt und erhalten geblieben.
Aber warum Colonia zum Weltkulturerbe gehört, ist uns immer noch nicht ganz verständlich (oder haben wir irgendetwas verpasst???). Nichtsdestotrotz – ein wirklich nettes Städtchen!

Segeln nach San Fernando

Freitags hieß es Abschied nehmen von der Stadt Buenos Aires und auf nach San Fernando, ca. 25 km in Richtung Nordwesten. Aber eigentlich waren wir immer noch in der argentinischen Hauptstadt, denn San Fernando zählt noch zum Ballungszentrum Buenos Aires. Ein bisschen aufgeregt waren Uwe und ich schon, denn man segelt ja nicht alle Tage!
Zum Glück, denn wie sich bereits nach kurzer Zeit herausstellte, bin ich nicht wirklich seetauglich. Man berichtete mir, dass sich meine Gesichtsfarbe leicht bis stark gelblich veränderte. Mir war richtig elend zumute und ich war froh, dass wir bereits nach ca. zwei Stunden ankamen.



Und dabei war eigentlich kaum Seegang. Nicht auszudenken, wie es auf hoher See wäre! Schließlich habe ich mich doch noch gut erholt, aber weitere Segeltörns sind hiermit für mich gestorben!

Den folgenden Tag (Samstag, 2. September) verbrachten wir damit, Sandra und Timo in diverse Seglerfachgeschäfte zu begleiten, denn schließlich mussten die beiden das Boot für die bevorstehende Weiterfahrt nach Feuerland auf Vordermann bringen.

Mit dem Touristenzug „Tren de la Costa“ nach Tigre

Sonntags besuchten wir den Touristenort Tigre, ein mit dem zugehörigen Flussdelta beliebtes Naherholungsgebiet. Zunächst schlenderten wir über den Markt, anschließend stand eine Bootstour auf dem Programm. Das Tigre-Delta, wo der Rio Lujan an das Delta des Rio Parana grenzt, wirkte wie eine wilde Landschaft und ein Labyrinth aus vielen Flussläufen. Einige herrschaftliche Häuser, aber auch viele Wochenendunterkünfte waren am Ufer zu sehen.

Zu Besuch bei den Gauchos

Ein weiteres Highlight und eigentlich auch ein Muss unserer Argentinienreise war der Besuch einer Estancia. So wird in Südamerika ein Landgut bezeichnet, wo stationäre, extensive Weidewirtschaft von den Gauchos (Viehzüchter) betrieben wird – also einfach gesagt: eine Rinderfarm!



Wir fuhren in den Norden der Provinz Buenos Aires zu der Estancia La Cinacina. Hier erwartete uns ein volles Programm: Reiten, Asado (traditionelles argentinisches Barbecue), Musik- und Tanz sowie Showeinlagen der Gauchos, mit denen sie ihre Reitkünste demonstrierten. Ein echt gelungener Tag, obwohl sich Uwe nicht aufs Pferd traute, obwohl ich in den einzigen Pferdeapfel weit und breit trat, obwohl Sandras Pferd für ihr Empfinden viel zu langsam war, obwohl Timo und Uwe tanzen mussten, obwohl wir zum Schluss ewig auf den Bus warten mussten, und und und …

Es geht wieder in Richtung Heimat!



Am Donnerstag, 7. September hieß es Abschied nehmen von der ULTIMA und ihrer Crew. Mit einem schrottplatzverdächtigen Taxi (ich wundere mich bis heute noch, dass wir damit überhaupt angekommen sind) wurden wir zum Flughafen von Buenos Aires gebracht.

Nach fast 20 Stunden hatte uns Deutschland wieder und wir konnten nach fünf Wochen Katzenpension endlich unsere Tippi abholen. Ein genialer Urlaub war zu Ende. Wir haben eine Stadt und ein Land kennen gelernt, die eigentlich gar nicht in unseren Urlaubsplanungen vorkamen, die uns dennoch begeistert haben. Und wir haben festgestellt, dass Sandras und Timos Lebensweise sicherlich kein Dauerurlaub ist. Im Nachhinein sind wir froh, dass wir diesen eher ungewöhnlichen Trip gewagt haben und wer weiß, vielleicht war das nicht unser letzter Besuch auf der ULTIMA!!!