17.2.06

10.01.2006 – 16.02.2006 Las Palmas de Gran Canaria – Palmeira / Sal, Kap Verden “Diamanten und Diebe” (ohne Bilder!)

Nachdem wir unser Schiffchen in Las Palmas seeklar gemacht haben, verholen wir uns abends von unserem Ponton zur TEXACO Tankstelle . In der Nacht betanken wir uns auf einem bulgarischen Schiff zum Abschied mit irgendetwas Selbstgeranntem und um acht am Morgen mit Diesel und Wasser.

Den ersten Tag haben wir keinen Wind und folgen der Küste von Gran Canaria unter Maschine. Am südlichen Ende bekommen wir südwestliche, frische Winde, so dass wir die flache marrokanische Küste erreichen. Dieses Seegebiet sollte gemieden werden, da bei westlichen Winden ein starker Schwell auftritt.

Die Wassertiefe beträgt südlich von Cap Bojador nur 100 Meter und über eine Breite von 60 sm teilweise noch deutlich weniger. Dies belegen hunderte von Wracks, die wir zum Glück nicht gesehen haben. Des weiteren kommen viele Fischer und gerade im Gebiet der West-Sahara Patrollienboote vor, die Yachten und alle anderen aufbringen (entern).

Nachdem der beständige Nordostpassat eingesetzt hat, ist unsere Seereise unproblematisch. Einige Hochseefischer, die schlecht beleuchtet sind, und auch Frachter kreuzen auf dem weiten Ocean unseren Weg, so dass sich der Ausguck immer lohnt.
Nachts leuchtet das Plankton und endlich zogen die Delphine wieder Ihre glänzenden Bahnen in der Nacht. Zusätzlich leuchten undefinierbare Plankton - Ungeheuer in Pfannengröße für mehrere Sekunden in der Heckwelle auf. Besser nicht zurückblicken. In einer mondlosen Nacht strahlen Großsegel, Himmel und Sterne in einem unheimlichen Grün.

Die Republik Kap Verde liegt ca. 560 km nordwestlich des Senegals im Atlantischen Ozean und besteht aus insgesamt 18 Inseln. Die Inselgruppe ist geteilt in Ilhas de Barlovento (Inseln über dem Wind) im Norden (wozu die Insel Sal zählt) und Ilhas de Sotavento (Inseln unter dem Wind) im Süden.
Das Klima ist im Allgemeinen sehr trocken, die Landschaft kahl. Der NO – Passat erreicht in den ersten Monaten des Jahres seine größte Stärke und bringt oft rötlichen Staub aus der Sahara herüber, so dass wir jeden Morgen erst mal die Fenster und das Solarmodul „fegen“ müssen.

Im Jahre 1456 wurden die Inseln von den Portugiesen entdeckt. Damals waren sie unbewohnt und grün, daher der Name „verde“. Sie schafften aus Westafrika Sklaven für ihre Plantagen heran. Durch ihre strategisch günstige Lage wurden die Inseln zu einer Basis für den Sklavenhandel mit Süd- und Nordamerika.
Es kam zu einem gewissen Wohlstand, bis Mitte des 18. Jahrhunderts mehrfach Dürreperioden auftraten, verursacht durch ein Ungleichgewicht in der Umwelt: Man hatte die Wälder abgeholzt und gleichzeitig Ziegen gezüchtet, die den Bodenbewuchs fraßen. Tausende von Inselbewohnern starben im 18. und 19. Jahrhundert infolge dieser Dürren, viele wanderten aus. Von Portugal kam nur wenig Hilfe.

Die ehemalige portugiesische Kolonie erreichte 1975 nach 14 Jahren Guerillakrieg die Unabhängigkeit. 1992 erhielt die Republik ihre Verfassung. Die Hauptstadt ist Cidade de Praia auf Sao Tiago.
Die Amtssprache ist portugiesisch, wobei von den meisten Inselbewohnern das einheimische Crioulu gesprochen wird. Die Landeswährung ist der Kap- Verde- Escudo (110 CVE = ca. 1 €).

Wir haben uns entschlossen, direkt die Insel Sal anzusteuern, da diese für Segelyachten als die Sicherste gilt. Dies gilt für uns leider nicht, wie sich einige Tage später herausstellen wird, aber dazu später mehr...
Kurz vor der Hafeneinfahrt werfen wir den Motor an und wundern uns über ein scharrendes Geräusch im Bereich der Welle und Schraube, das sich leider als Schaden am Ölmotor unseres hydraulischen Systems herausstellen wird, aber dazu später mehr...

Wir staunen über die ungewöhnliche Landschaft, die sich vor uns ausbreitet: 3 kleine Vulkane inmitten einer staubigen, kargen Mondlandschaft. Es könnte auch der Planet vom kleinen Prinzen sein:
„Er besaß zwei tätige Vulkane, das war sehr praktisch zum Frühstückkochen. Er besaß auch einen erloschenen Vulkan. Da er sich aber sagte: man kann nie wissen! fegte er auch den erloschenen Vulkan. Wenn sie gut gefegt werden, brennen die Vulkane sanft und regelmäßig, ohne Ausbrüche. Die Ausbrüche der Vulkane sind nichts weiter als Kaminbrände. Es ist klar: wir auf unserer Erde sind viel zu klein, um unsere Vulkane zu kehren. Deshalb machen sie uns so viel Verdruss.“ (Antoine de Saint-Exupery, Der Kleine Prinz).

So fällt der Anker nach drei CQR-Versuchen am 03. Februar 2006 in der Bucht von Palmeira, wo uns die deutsche Segelyacht „ComoNo“ wieder erwartet. Wir haben 25 Liter Diesel und 45 Liter Wasser verbraucht.

Noch am Vormittag werden wir in die örtlichen Begebenheiten eingeführt: Wir klarieren bei der Polizei in Palmeira ein, wo wir für einen Einreisestempel im Reisepass 100 Escudos (ca. 1 €) zahlen und eine Kopie der Schiffspapiere hinterlegen müssen. Bei der Ausreise sind dann noch mal 500 Escudos (5 €) bei der „Hafenpolizei“ fällig. Der Preis beinhaltet auch die Ankergebühr.

Außerdem lernen wir „Carlos“ (Karl – Heinz Lange, den Trans – Ocean – Stützpunktleiter auf Sal) und seine Elisabeth!!! kennen. Carlos verwaltet einen sehr beliebten Gas-Adapter und zahlreiche wertvolle Informationen über die Insel.

Ansonsten gibt es in Palmeira eine Fischfabrik, einige kleine Läden (wir empfehlen die tiefgekühlten Hamburger aus Brasilien und die H-Milch aus Deutschland) und Bäckereien, einige kleine Bars und Restaurants und eine Wasserstelle („Fontainaria“), wo wir gemeinsam mit den Dorfbewohnern unsere Wasservorräte (entsalztes Meerwasser ca. 0,016 € pro 40 Liter) beziehen.

Besonders zu empfehlen ist der “Continental“. Der Besitzer „Allindo“ ist sehr hilfsbereit, hat ein funktionierendes Fax - Gerät und spricht englisch. Einen Internetzugang gibt es in diesem Dorf nicht. Einen Computer mit Modem finden wir erst Tage später im Nachbarort, der aber von den Einheimischen belagert wird und nur ab und zu funktioniert.

Am Hafen kann man direkt aus dem Fischerboot absolut fangfrischen Fisch kaufen. Wir erstehen zwei Barsche, rot mit schwarzen Punkten (600 g 4 €). Direkt neben ihnen liegt ein „Weißer Hai“ von drei Metern Länge (Haigeschichten mit Bad – End erzählt Carlos kostenlos).

In der Nacht vom 11. auf den 12.02.2006 werden wir zwischen 2300 und 0100 Uhr im Tiefschlaf auf unserem eigenen Boot bestohlen. Heute fragen wir uns, ob es vielleicht sogar gesünder für uns war, so gut geschlafen zu haben (Messer am Hals, etc...).
Die Diebe haben sich auf leisen Sohlen (eine nasse „Kindersocke“ fanden wir am nächsten Morgen) vom Cockpit bis in den Salon vorgearbeitet, und entwendeten uns folgende Dinge:

1 nagelneue (Las Palms) Digital – Kamera von Panasonic / Lumix (incl. 1 GB –Speicherkarte) ohne Ladekabel (500 €),
1 Quadband - Handy (dessen einziger Zweck es war, unsere Familie per SMS Lebenszeichen aus aller Welt senden zu können) ohne Ladekabel (250 €),
2 Handfunkgeräte ohne Ladegerät (26 €),
einen Solartaschenrechner (1,41 €),
1 Paar sehr gebrauchte und stinkende Ledersandalen (Timo trägt nun Adiletten),
1 Bikini,
2 Sonnenbrillen (eine davon mit spezieller Sehstärke),
1 Sonnenmilch LSF 30,
1 Schweizer Taschenmesser mit Gravur,
6 belegte Brötchen mit Schinken, Käse und französischen Senf,
eine Flasche Wasser (1,5 Liter).

Wir haben es den Dieben leicht gemacht und all diese Dinge bereits griffbereit in 2 handlichen Rucksäcken verstaut, da wir am nächsten Morgen in aller Frühe zu einer Vulkan – Besteigung aufbrechen wollten... sehr dumm gelaufen...

Am selben Tag, wurden auf Sal zwei Franzosen in einer Nachbar - Bucht überfallen. Sie wurden mit Messern bedroht und komplett ausgeraubt.

Tag und Nacht Boote abschließen auch wenn Ihr vorhanden seid! Beiboote abschließen! (Paddel und alles andere sichern!)

Wir rasen sofort mit Carlos (TO) zur Polizeistation in Palmeira und geben die ganze Geschichte in einer Mischung aus französisch, englisch, portugiesisch und creolisch zu Protokoll.
Der Ortspolizist schickt uns daraufhin zur Kriminalpolizei im größeren Nachbarort Espargos („Spargel – City“). Dort wiederholt sich die Tortour, leider werden aufgrund der Sprachschwierigkeiten im späteren Bericht einige gestohlene Gegenstände völlig falsch oder gar nicht beschrieben.

Aber damit nicht genug: Vom Pech verfolgt, werden uns 2 Tage später aus dem zweifach abgeschlossenen und gesicherten Schlauchboot am Strand die 2 Paddel geklaut, während wir bei Carlos noch über den ersten Diebstahl diskutieren. Zum Glück haben sie uns den verriegelten Außenborder gelassen. Die ComoNo hilft uns mit einem stabilen Holzpaddel aus.

Wir haben die Schnauze gestrichen voll und sitzen schon wieder auf dem Polizeirevier.

Falls jemand ein Aufsichtsratsmitglied bei

Panasonic, LEICA, Nikon, Canon, Minolta, etc...
kennt:
Wir können keine Photos mehr machen und brauchen Hilfe!!!

Quadband von Nokia, Samsung, Siemens oder Motorola
für die Kommunikation sind auch herzlich bei uns willkommen!

Am nächsten Tag werden wir noch zur Regional– Polizei in Espargos geschickt, wo wir nach einstündiger Wartezeit, trotz Termin, und vielem Hin und Her schließlich im abgedunkelten Büro eines Commissario´ s landen. Dieser wuerdigt uns nicht eines Blickes, während er (im Einfinger– System...) aus zwei vorhandenen Berichten einen dritten (noch ungenaueren) zaubert; über die Fliegenangriffe in seinem Büro berichten wir erst gar nicht.
Zwischendurch streikt der Monitor. Wir sitzen währenddessen wie zwei Verbrecher auf der Büßerbank, zum Schweigen verdonnert.

Eine Stunde später werden wir auf´ s unhöflichste aus dem Büro katapultiert und im Flur abgestellt. 10 Minuten später überreicht uns der Commissario gewichtig seinen falschen und einfältigen Bericht und teilt uns in höchstens einer Silbe mit, dass wir nun das Polizeirevier verlassen können.

Es wird bereits dunkel, als wir mit dem Sammeltaxi zurück nach Palmeira rasen (pro Person 50 Esc auf der Pritsche, richtiges Taxi 250 Esc). Wir sind bedient.

Fortsetzung folgt - im nächsten „Polizeirevier“ am Freitag.

Zu allem Überfluss stellen wir zwischen unseren Polizeibesuchen fest, dass der Antrieb unserer Hauptmaschine komplett ausgefallen ist, so dass wir nur noch im Leerlauf die Batterien laden können.
Da hier eine Reparatur absolut unmöglich ist, haben wir uns entschlossen, ohne Motor über den Atlantik nach Salvador de Bahia in Brasilien zu segeln (so Gott uns helfe!...Kolumbus, Schenk und die Wikinger sollen es ja auch geschafft haben).

Im Gebiet der Inseln werden wir über Funk mit der „Como No“ in Kontakt bleiben. Die Kalmenzone werden wir ohne Motor meistern müssen, obwohl wir bis obenhin mit Diesel voll geladen sind (Shit Happens, wir sind schließlich auf einem regattatauglichen Segelboot...).

An alle, die dieses oder ähnliches vorhaben: Verlasst euch nicht auf die Technik!!!

...und wir mögen bunte Lichter und Displays...

Die Hafeneinfahrt von Salvador ist sehr einfach anzusteuern und 6000 Meter breit, so dass wir hoffen, segelnd einen der Ankerplätze vor der Marina Bahia erreichen zu können. Von dort können wir uns dann nach dem Einklarieren direkt zum 40 t – Travel – Lift schleppen lassen und trockene Füße bekommen. Einen Sack MilleStar Antifouling haben wir auch schon dabei.

Weniger Probleme wären besser, aber es geht auch so...
Also drückt uns derweil die Daumen dass die Kalmen sich nicht aufblasen, wir melden uns, sobald wir in Brasilien sind (das kann dauern...).

1978sm:Wind-Motor+ComoNo=?