28.9.05

Reiseplanung und Reiseroute



Auf dem Steinhuder Meer suchten wir mit unserem Kielzugvogel "Njord" einen Ausgang zur offenen See. Wir landeten so in Malmö und stellten fest: Ein Dach über dem Kopf wäre nicht schlecht.

Es folgte also unser zweites Boot, die schwedische Tur 80 "Ara Moana". Norwegen, Finnland, Baltikum, so segelten wir einmal um die Ostsee herum.

Was dann folgte, ist längst klar: Hier ist unsere "Ultima"!!!

Bei uns handelt es sich um:

Sandra Wulf, geb. am 16.10.1972 in Koblenz, Krankenschwester und Dipl.-Sozialpäd. (in Zukunft Wunden-, Seelen- und Segelnäherin);

Timo Holländer, geb. am 19.10.1973 in Stade, Mechaniker und Refa-Techniker (in Zukunft Petroleum-,Wasser,-Klo...).

Im Februar haben wir uns bei Malaga in Spanien die Segelyacht „ULTIMA“ gekauft. Hierbei handelt es sich um eine 10,68 m lange, kuttergetakelte Sloop, mit 5,5 Tonnen Verdrängung, die aus Aluminium in Wedel gebaut wurde. Der Typ nennt sich ¾ Tonner. Ein Bootstyp, der für Transatlantikrennen konstruiert wurde. Der Mast ist 13,6 m hoch, acht verschiedene Segel sind vorhanden. Des Weiteren steht uns ein 34 PS starker Diesel-Antriebsmotor zur Verfügung.



Navigiert wird mit GPS, Radar, Sextant, Log, Lot, Kompass, Funk sowie einem Kartenplotter. Strom wird über einen Windgenerator, den Motor und zukünftig auch Solar erzeugt. Die Yacht verfügt über ein Schlauchboot und eine Rettungsinsel für den Fall, dass nichts mehr geht.

Das Schiff weist dieselben Ausstattungsmerkmale wie eine kleine Wohnung auf: Dusche, WC, Kühlschrank, Herd, Zentralheizung und Druckwasser. Gesteuert wird von uns, einer elektrischen Selbststeueranlage und hauptsächlich von der Windpilot „Pacific“.

Im Moment liegt die„ULTIMA“ in Neustadt/Holstein. Am 08. Oktober 2005 wird im Stadthafen von Stade an der Elbe Abschied von Familie und Freunden genommen.

Wir wollen zunächst durch den Ärmelkanal über Portugal zu den Kanarischen Inseln segeln. Im Dezember, nachdem die Hurrikan-Saison vorbei ist, wird Kurs auf Brasilien über die Kapverdischen Inseln genommen und der Atlantik überquert. Weihnachten 2005 wollen wir mitten auf dem Atlantik in Äquatornähe feiern. Erste Station in Brasilien soll Natal werden.

Der Küste Brasiliens folgend, mit Zwischenstopp u.a. in Rio de Janeiro, wird unser Schiff in Montevideo (Uruguay) festmachen. Nachdem wir uns in dem einen und anderen Steakrestaurant gestärkt haben, geht es weiter in den kalten Süden Amerikas – nach Argentinien. Gletscher, Sturm und Wale werden uns im Bereich der „Roaring Fourties“ erwarten.

Um den Pazifik zu erreichen, haben wir uns für die Magellan-Strasse zwischen Feuerland und Patagonien entschieden. Kap Hoorn, vor dem weit mehr als tausend Schiffe gesunken sind, kommt für uns als Alternative nicht so richtig in Betracht. Wir wollen es auf der ersten Weltreise ja nicht übertreiben.



Durch die eindrucksvollen Fjorde Chiles geht es nach Norden, bis der 40. Breitengrad der südlichen Erdhalbkugel erreicht ist. Über die Osterinseln (Rapa Nui) mit Ihren geheimnisvollen Steinköpfen geht es weiter in die Inselwelt der Südsee. Cook Islands, Samoa, Fidschi Islands...

Die nächsten Ziele sind Auckland in Neuseeland und die "zweite" Hauptstadt des fünften Kontinents: Sydney. Tauchen im Barrier- Riff wird sicherlich ein Höhepunkt der Weltreise werden.



An der nordwestlichen Ecke Australiens wird unser Bug Richtung Sri Lanka zeigen. Dabei wird ein respektvoller Abstand zu dem piratenverseuchten Südost-Asien gehalten (Die Zeiten von Long John Silver und Co. sind noch lange nicht vorbei – im Gegenteil).

Das nächste Land auf der Liste ist Indien. Dort werden wir einen Freund besuchen, der im nächsten Jahr ebenfalls Celle verlassen wird. Auf unserer Weltreise werden wir nun das letzte Mal in südlicher Richtung segeln: Malediven, Seychellen, Madagaskar, Südafrika.

Vor uns liegt nun das stürmische Kap der guten Hoffnung. Hier treffen Atlantischer und Indischer Ozean sowie deren kalten und warmen Ströme aufeinander, die häufig zu einem extremen Seegang führen.

Wenn Schiff und Mensch dieses hoffentlich gut überstanden haben, wartet der Tafelberg von Kapstadt auf uns. Leinen los – vier Wochen auf See. Landfall: Dakar (Senegal). Das letzte fremde und unbekannte Land. Der Kreis schließt sich auf den Kanarischen Inseln.

Die letzte Etappe wird zum dritten Mal durch Biskaya, Ärmelkanal und Nordsee führen. Und schon sind wir nach drei Jahren und ca. 30.000 Seemeilen wieder zu Hause.

Eine mehrjährige Weltreise mit einem Segelboot ist schwer im Voraus zu planen. Die Route soll nur ein Leitfaden sein.

Wir werden es sicherlich an einigen schönen Orten länger aushalten und an anderen Stellen Zeit einsparen müssen – die Reisezeit ist knapp bemessen (wirklich!). Zwangsaufenthalte durch "Schäden an Mensch und Material" werden uns sicherlich auch nicht erspart bleiben.



Die Idee, diese Reise zu unternehmen, ist nicht von einem Tag auf den anderen entstanden. Die konkrete Planung begann vor zwei Jahren. Die heiße Phase startete vor einem Jahr mit der Suche nach einem geeigneten Schiff. Dieses fanden wir früher als erwartet, weshalb sich die Ereignisse überschlugen.

Es gab hunderte von Punkten, die noch geklärt bzw. erledigt werden mussten.

Dazu zählten u.a.:

Zahlreiche Behoerdengaenge und Telefonate, die Umstellung der Krankenversicherung auf eine mehrjährige Auslandsreise-Krankenversicherung, Kündigung diverser anderer Versicherungen und Verträge, Kündigung der Rundfunkgebühren, Verkauf des Auto´s und des Hausrates zweier Haushalte, Wohnungskündigung und natuerlich die Vorbereitung unseres Segelbootes auf die lange Reise:

Check und Ausbesserung der Segel beim Segelmacher, Einbau und Beschaffung verschiedener Geraete (Funk, PC mit Navigationsprogramm, EPIRB, Windpilot...) incl. Beantragung der Lizenzen,Beschaffung eines Geruchsfilters für den Fäkalientank (der seit 6 Jahren nicht mehr hergestellt wird) etc.

Gegen Ende der 'Umbauphase' wurde das Boot per Kran fuer 10 Tage in einer "bayerischen Werft" in Neustadt an Land gestellt, um mehrere Schichten Antifouling aufzubringen sowie passende Zinkanoden zu montieren.

Es folgte noch eine teilweise Verschoenerung des Teakdecks durch Abschleifen und Lackieren. Dann wurde unser "Eisbrecher" rundherum poliert, mit Antipockenfett geschmiert und von einem fluchenden Bayern wieder sicher ins Wasser befoerdert.



Einen wichtigen Aspekt bei unseren Vorbereitungen stellte auch die Zusammenstellung verschiedenster Medikamente und gesundheitserhaltender Materialien (wie sterile Einmalspritzen, Kanülen etc.) dar. ("Danke Holger für Deine professionelle Beratung und das Material, und natürlich den spontanen Wundennähkurs in Stade- absolviert an einer präparierten, unblutigen Schaumstoffwunde !")



Wir bleiben noch einige Tage in Neustadt, um die “letzten Feinheiten” zu erledigen. Timo verbringt z. B. einen Nachmittag im Masttop, um einen Fehler an der Dreifarbenlaterne aufzuspüren. Gleichzeitig fällt natürlich die elektrische Winde, die Timo ursprünglich mit dem Bootsmannsstuhl in den Mast hieven soll, fauchend und qualmend aus, so dass die am Boden gebliebenen (Sandra und Fritz) stattdessen ins Schwitzen kommen.

So ergibt sich - wie so oft - aus einem noch ungelösten Problem bereits das nächste.

Als Timo schließlich frustriert und unverrichteter Dinge den Mast wieder herabgeschwebt ist, entdeckt er - zufällig und ganz nebenbei - die Ursache für den Beleuchtungsfehler : Ein Wackelkontakt in einer Kabelverbindung im Wandschrank!

Während Timo die Zeit fluchend im Mast hängend oder kopfüber in der Bilge liegend verbringt, klappert Sandra mit dem treuen Noch-Passat die umliegenden Einkaufs- und Baumärkte, Segelläden und Apotheken ab, immer auf der Suche nach Langzeitvorräten, diversen Ölfiltern, Schrauben in allen Variationen, bleischweren 12 Volt - Batterien, Medikamenten, Werkzeug, Küchenrolle, Lampenöl, Büchern aller Art...

An einem unserer letzten Tage in Neustadt kommt Magnus, unser EDV - Spezialist und Homepage - Architekt. Schnell stellen wir fest:
Ohne Internetzugang keine Homepage, ohne USB -Anschluss keine Daten für die Homepage.

In ganz Neustadt finden wir einen muffigen Spielsalon, der nebenbei auch PC´ s mit Internetanschluss beherbergt. Nach dem (an allen 10 Computern vorhandenen) USB -Anschluss hat wohl noch niemand gefragt - so war bisher auch noch keinem der Mitarbeiter aufgefallen, dass dieser Zugang wohl nur der Dekoration dient.

Also geht´ s mit dem Auto ins Hinterland, während sich der Tag langsam dem Ende neigt. Als wir um 17.20 nach zahlreichen Kilometern und Fehlschlägen tatsächlich ein Internet- Cafe´ in dörflichem Kurort - Ambiente entdecken, lesen wir an der verschlossenen Pforte: Öffnungszeiten 9 - 17 Uhr!

Am nächsten Morgen fährt Magnus nach Ingolstadt zurück - die Homepage bleibt vorerst ein leeres Gerüst.

Am 1. Oktober 2005 wird in der Ancora - Marina für 100 € voll getankt. Der Tankwart steht einsam im strömenden Regen und winkt zum Abschied.

Um 1400 werfen wir die Leinen los. Als zusätzliches Crew - Mitglied begleitet uns Fritz bis Rendsburg in den Nord - Ostsee - Kanal. Nach einem Stop in Großenbrode landen wir am Abend des 02.10.05 in Kiel - Holtenau.

Pflichtbewusst legen wir am nächsten Morgen gähnend mit einer Tasse Kaffee in der Hand um 0730 ab und wundern uns, dass wir ausnahmsweise mal die ersten sind. Hinter der Schleuse ist nichts zu erkennen - außer dickem Nebel!
Erst um 0945 öffnen sich endlich die Schleusentore.

Vor Rendsburg erwartet uns um 1330 die nächste Zwangspause: Der NOK ist wegen der längsten Ruderregatta der Welt für die nächsten 2 Stunden gesperrt! Beidrehen, Boot schrubben, abwarten...

Wir übernachten bei KM 40,5 im NOK. Der Startschuss fällt am nächsten Morgen um 1030 über Funk: Die letzten Nebelschwaden hängen in der Luft, alle wartenden Segelyachten rasen gleichzeitig los. Um 1430 erreichen wir die Schleuse von Brunsbüttel und werden in die Elbe geschubst.

Mit dem Hochwasser laufen wir am 04.10.05 um 1845 im Stadthafen von Stade ein.



Wir erwarten, von unserer Weltreise reich an Erfahrungen und Erlebnissen zurückzukehren und kurze aber intensive Freundschaften mit anderen Seglern und Einheimischen zu genießen.


Wir freuen uns auf ein Leben in und mit der Natur und haben gleichzeitig Respekt vor den Naturgewalten.



Auch unsere Partnerschaft werden wir unter ganz anderen Voraussetzungen erleben:Gefühle der Enge und Weite, Nähe und Distanz, Freude und Ärger, Lachen und Tränen, Gemeinsamkeit und Einsamkeit, Mut und Angst werden uns begleiten.

Und natürlich lockt das Abenteuer...

Ein besonderer Dank gilt:

Fritz Holländer:
Ressort "Finanzen und Logistik", Standort Celle

Nina Holländer & Co:
Ressort "Frau für alle Fragen (und Antworten)", Standort Hannover

Dr. Holger Rosenblatt:
Ressort "Gesundheit", Standort Buxtehude

Magnus Kalkuhl:
Ressort "EDV und Neue Medien", Standort Ingolstadt

Astrid Karbach:
Ressort "Germanistik und Lektorat", Standort Vaihingen a.d. Enz.


10 Kommentare:

At 29.9.05, Anonymous Anonym sagte...

Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

 
At 29.9.05, Blogger Ralf Wokan sagte...

Mast- und Schoten-Baruch !
Tolles Vorhaben.
Bin richtig neidisch...

Da komm ich mir mit meinem A-Schein aus Gluecksburg, meinem Toern mit dem Kormoran (Hanseatische Jachtschule) richtig verlassen vor und wenn ich daran denke wie laaange dass schon wieder zurueckliegt.....

Freue mich schon auf die Logbucheintragungen hier.
Gruesse aus Portugal
Konrad

 
At 6.10.05, Anonymous Anonym sagte...

Hey ihr zwei! Wir freuen uns schon auf unser Treffen in Lissabon. Hoffentlich klappt's! Das wär ja ein Ding!!! Dann noch einen guten Start, gute Winde und sonst noch alles, was mal für so einen Trip braucht. Habt ihr eigentlich einen Toaster an Bord? ;-)

 
At 6.10.05, Blogger Ultima Team sagte...

Hey Assi und Uwe!!!

Ist doch logisch, dass wir einen Toaster und ein Wasserbett an Board haben.
Wir freuen uns, Euch in Lissabon erwarten zu können.

Liebe Grüße

Sandra & Timo

 
At 6.10.05, Blogger Ultima Team sagte...

Hey Konrad!

Danke für die guten Wünsche. Wir werden unser bestes geben, für Neuigkeiten zu sorgen und die Homepage auf dem aktuellsten Stand zu halten. Wir planen, Mitte November auch in Portugal zu sein.

Also bis dann,

Sandra & Timo

 
At 19.10.05, Anonymous Anonym sagte...

Hallo Leute,
die besten Grüße aus dem mittlerweile herbstlichen Stade.
Wir hoffen es geht Euch gut und Ihr kommt anständig voran.
Gruß
Holger Klement/Netcafe-Stade

 
At 20.10.05, Anonymous Anonym sagte...

Hallo ,Wie geht es euch,wo seit ihr?Mfg.Tuddi

 
At 25.10.05, Anonymous Anonym sagte...

nabend! mit dem geburtstagscider im wolf hat es ja leider
nicht mehr hingehauen (hab den ab abgehöhrt, aber du / ihr
ja wohl nicht... jedenfalls warst du den abend nicht da.
anyway, glückwunsch zum wiegenfeste (verspätet nun) und:
wo seid ihr denn gerade?

btw: wenn ihr euer internet-tagebuch etwas professioneller
gestaltet haben wollt als hier, sacht mal bescheid... hannes
bastelt das dann... cu und immer nen fussbreit cider im becher!


bis die tage und so aus limmer, wir sehn uns,

hanneslawski

 
At 10.10.06, Anonymous Anonym sagte...

Was man auf den Seychellen unbedingt gesehen haben muss, ist der berümte Strand von Anse Lazio. Dieser wurde bereits mehrfach von verschiedenen Reisezeitschriften zu dem schönsten Strand dieses Planeten gekührt. Feinster, blendenweißer Korallensand, schattenspendende Palmen direkt am türkisblauen Wasser, umwerfende Granitformationen über und unter Wasser, gewaltige Artenvielfalt an Korallenfischen, die man schon beim Schorcheln bewundern kann. Und damit nicht genug: In dem schönen aus Naturmaterialien gebauten Strandrestaurant Bon-Bon-Plume kriegen Sie den köstlichsten Coco-Milchcheck aller Zeiten.

 
At 27.1.08, Anonymous Anonym sagte...

Hallo Timo... bin aus purem Zufall auf diese Seite gekommen, und dann fallen mir beinahe die Augen raus... das bist ja DU!!! Du hast wirklich deinen großen Traum wahr gemacht! Unglaublich... Ich wünsche euch beiden alles Gute. Lasst es euch gut gehen.
Liebe Grüße aus Berlin
Julchen

 

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