24.12.08

04.12.2008 – 24.12.2008 Costa Rica – El Salvador „Im Land der Vulkane, Zähne und Pupusas“


Der Aufhänger

El Coco, Costa Rica. Die Zahn- Odyssee geht weiter. 10 Zahnärzte wurden inzwischen in verschiedenen Landesteilen Costa Ricas konsultiert. Auch der Versuch, in El Coco einen geeigneten Zahnarzt für eine Wurzelbehandlung aufzutreiben, scheitert kläglich. Nach verschiedenen Telefonaten kann ein Termin bei der ortsansässigen „Dentista“ vereinbart werden, deren Behandlungszimmer eher einer schlechteren Tierarztpraxis gleicht.

Doch auch hier heißt es nach einer kurzen Zahnstocherung: „Necesita un especialista, no hay (gibt es hier nicht)“.
Hier werden nur Füllungen gemacht und Zähne gezogen. Sandra hat zum Glück keine Schmerzen. Wir haben beide inzwischen gestrichen die zahnlose Schnauze voll und hängen das Thema bis El Salvador an einen wackligen Nagel.



Vorsichtshalber erkundigen wir uns schon mal bei der Deutschen Botschaft in El Salvador nach den Möglichkeiten einer Zahnbehandlung und erhalten prompt die Anschrift einer Zahnklinik in der Hauptstadt San Salvador, vom Botschafter persönlich getestet. Per E- Mail können wir dort für den 16.12. einen Termin vereinbaren. Nichts wie los. Für Notfälle haben wir auch Zangen in verschieden Formen und Größen an Bord. Wie Timo stolz meint: „Mit der 10 Zoll Wasserpumpenzange könnte ich sogar ausgewachsene Elefantenbullen behandeln.“

Die französische Segelyacht „Anesthesie“(der Name passt perfekt zum Thema), die wir zum ersten Mal in „Bahia Ballena“ getroffen haben, ist inzwischen auch in El Coco eingetrudelt. Endlich mal wieder Europäer!


Bei französischem Brie, deutschem Brot und Costa Rica Bier tauschen wir am Abend unsere „Pura Vida“- Enttäuschungen und französich- kanadisch- deutsche Melodien aus.


Der Wetterbericht für die Überquerung des Papagayo- Golfes ist nicht ganz durchsichtig. Wir beschließen die Ausreise aus Costa Rica am nächsten Tag, die Franzosen warten noch ein Tiefdruckgebiet über dem Golf von Mexiko und eine Kaltfront ab. Als maximaler Wind im Papagayo- Golf wird NE 20-25 Knoten angesagt. Wir werden morgen sehen, was da wirklich los ist.

Der Rest des Tages und der nächste Morgen gehören der Bürokratie. 10 US$ in Costa-Rica- Währung wollen bei der Nationalbank eingezahlt werden, spezielle Briefmarken im Wert von 20 Cents müssen wir an der Supermarkt- Kasse besorgen. Der „Capitan del Puerto“ nimmt Quittung und Marken entgegen und schickt uns dann zur „Immigration“. 1000 Uhr. Dort hängt ein Schild an der Tür: „Bis mittags geschlossen, medizinischer Notfall, vor 1200 Uhr wieder zurück“.

Macht nichts, ziehen wir eben Einkauf und Internet vor und kommen später wieder, während die Franzosen, die vorsichtshalber auch schon mal ausklarieren wollen, vor der verschlossenen Tür warten. Als wir uns gegen 1230 Uhr erneut auf den Weg machen, kommen uns die Franzosen erbost entgegen – immer noch niemand da. Wir sitzen auch noch mal eine halbe Stunde auf den Stufen. Keiner kommt. Ist ja jetzt auch Mittagszeit, die Immigrations- Dame wird vom Arzt direkt zum Mittagessen gegangen sein. 1330 Uhr – erneuter Versuch. Die Tür ist offen, die Franzosen sitzen schon bereit.



Doch die Dame der Immigration hat die Ruhe weg, erzählt in allen Einzelheiten von ihrem Zahnarztbesuch und putzt sich dann erstmal sorgfältigst mit ihrer elektrischen Zahnbürste die Zähne. Wir hören es im Hintergrund summen. Bevor sie den Stempel umständlich auf den 10.12.2008 weiterdreht, nimmt sie mit theatralisch wehleidigem Gesichtsausdruck eine Schmerz- Tablette ein. Beim Stempeldrehen bricht auch noch zusätzlich zum Zahnschmerz ein manikürter Fingernagel ab.

Ein vorwurfsvoller Blick an uns alle, aber zum Glück wirkt plötzlich die Pille. Sie trällert ein fröhliches Lied und es kann mit der Passbearbeitung losgehen.

Am späteren Nachmittag haben wir dann endlich unsere Stempel und Papiere zusammen. Es kann losgehen. Das Beiboot wird in Bikini und Badehose vom Strand durch die Brandung gezerrt, inzwischen haben wir Übung.

In einer halben Stunde sind wir startklar. Anker auf, wir segeln bei wenig Wind in die Dämmerung. Kaum haben wir das „Cabo Santa Elena“ umrundet, knipst jemand den Windschalter an. Von 0 auf NE 25, später in Böen 30 Knoten. Wie ging das Reffen noch mal? Das 3. Reff ist schnell gefunden. Sturmfock. Die Kugelhähne sind schnell zugedreht, die herunter geflogenen Töpfe, Einkaufstüten und Bücher schnell wieder aufgehoben. Zeit, Schwimmwesten und Lifebelts hervorzukramen und den Genacker wegzukramen (das letztere sieht sogar Timo ein).


Der fast volle Mond ist von einem unheimlichen, weiß leuchtenden Ring umgeben. Weit weg leuchten Blitze am Horizont. Herzlich Willkommen im Mittelamerika - Theater.



Im Laufe der Nacht dreht der Wind auf NW und lässt nach. Reffs wieder raus. Mittags begegnet uns, ca. 18 Meilen von der nicaraguanischen Küste entfernt, ein Segelboot auf Gegenkurs. Per VHF erfahren wir den neuesten Klatsch aus Barillas, El Salvador und die aktuelle Wettervorhersage.



Wir nutzen die Ruhe, um den Motorraum abzupumpen. Durch das Leck an der Kühlwasserpumpe tritt bei Motor- Benutzung wenig aber ständig Wasser ein. Als der Wind immer weniger wird, werfen wir für eine Weile den Motor an. Wir hoffen, in El Salvador einen neuen Dichtungsring zu bekommen (beim Hoffen bleibt es auch).

Pünktlich um Mitternacht meldet sich der Wind zurück. Der typische Papagayo- Wind: NE 25 Knoten. Der Reff-Tanz kann beginnen. Mit bis zu 7,2 Knoten düsen wir durch die milde Vollmond- Nacht. Das macht Spaß.

Am Nachmittag des 12.12. stehen wir nach 250 Meilen vor der Einfahrt der „Bahia Jiquilisco“. Dabei bleibt es für heute auch.



Vor der Einfahrt sind großflächige, sich ständig verändernde Sandbänke mit brechenden Wellen. Der Weg führt 9 Meilen den teils versandeten Fluss hinauf. Ein Lotse ist erforderlich, der die ausländischen Segelboote an einem vereinbarten Wegpunkt einsammelt und sicher durch die Brecher bringt.

Leider hat der Pilot schon Feierabend, als wir gegen 1700 Uhr die Bucht erreichen. So bleibt uns nichts anderes übrig, als vor der Tür zu warten, bis der neue Tag anbricht. Das bedeutet für die nächsten 14 Stunden: segeln, bei den üblichen nächtlichen 20-25 Knoten NE- Wind und später driften ohne Segel und ohne Wind, in gebührendem Abstand zu den Brechern. Wir dösen vor uns hin, stellen stundenweise den Wecker und kriegen doch ab und zu ein Auge geschlossen.



El Salvador hat eine 320 km lange Pazifikküste mit Feriendörfern, Stränden, Fischerdörfern und Pinienwäldern. In der Ferne erhebt sich am Morgen der eindrucksvolle Vulkan St. Miguel.

Pünktlich um 0900 Uhr, kurz vor Tidenwechsel, holt uns der Pilot am Wegpunkt ab. Noch ist der Strom gegenan und wir tuckeln mit 3.5 Knoten um die Brecher herum. Kaum in der Bucht wird es herrlich ruhig.
2 kleine ursprüngliche Dörfer mit Dächern aus Palmblättern säumen den Fluss, der immer schmaler wird und uns bald durch dichte Mangroven dem „Barillas Marina Club“ entgegen schiebt. Hier ist es, von der Strömung abgesehen, ruhig wie auf einem Ententeich. Statt der Enten paddeln hier allerdings Schildkröten und Krokodile über den Teich. Auch ein paar Gringo- („Green Go“) Boote sind anwesend.

Der Club- Manager „Heriberto“ empfängt uns freundlich und bringt auch gleich die National- Polizei, Immigrationsbeamten und Zöllner mit an Bord.
Das Boot wird 19 Minuten lang durchsucht. Immerhin findet der Offizielle ein paar Konserven, an die wir seit Deutschland nicht mehr gedacht haben.



Über das Abendessen brauchen wir uns nicht den Kopf zu zerbrechen – Hering in Tomatensoße - gibt es etwas Besseres?


Das ist die erste Durchsuchung, die wir seit unserem Vorgängerschiff „Ara Moana“ und Kapitän Fritz 2004 auf der schönen Ostsee von Polen nach Deutschland gesegelt sind. Grüße an den BGS. Nach dem üblichen Papierkram sind wir offiziell in El Salvador eingereist.

Samstagmittag kommen wir an. Dienstagmorgen ist der Zahnarzt- Termin. Da bleibt noch genug Zeit, die zweieinhalbstündige Fahrt nach San Salvador zu planen.



Wir befinden uns hier mitten in der Pampa bzw. in den Mangroven. Der nächste Ort liegt 40 km entfernt. Öffentliche Verkehrsmittel verkehren hier nicht. Es bleibt uns nur, den clubeigenen Mini- Van mit Fahrer für 100 „Bucks“ zu mieten und zu hoffen, dass die Auslandsreise- Krankenversicherung den Zahn- Transport übernimmt.



Zweimal in der Woche fährt der Bus allerdings kostenlos zum nächsten Supermarkt. Die einzige Möglichkeit, aus dem Luxus-Knast auszubrechen und das echte Leben für 2,5 h in „Usulutan“ zu genießen.



Um 0630 Uhr fahren wir pünktlich los, auf einer Schotterstrasse vorbei an der clubeigenen Flugpiste, durch Dschungel und Zuckerrohrfelder.
Auf den Feldern herrscht bereits am frühen Morgen Hochbetrieb. Die Erntezeit während der Trockenzeit beträgt 6 Monate. Überall steigen dicke Rauchschwaden auf, wo die abgeernteten Felder abgebrannt werden (die schwarzen Flocken landen, wo auch sonst, auf unserem Boot). Riesige Laster befördern Tonnen von Zuckerrohr durch das Land.



Der Fahrer warnt uns, nachts durch die Zuckerrohrfelder zu fahren – das ideale Versteck für Rebellen.
Aber die Menschen sind wirklich nett. Nach Galapagos und Costa Rica fühlen wir uns wieder willkommen, wie damals, in ganz Südamerika.

Vorbei an Ochsen, Traktoren und winkenden Erntehelfern, die zur Arbeit radeln. Nur die Rebellen machen zum Glück Urlaub.



Die Hauptstadt San Salvador liegt 680 m hoch und wurde 1545 von dem Spanier Gonzalo De Alvarado gegründet. Das Stadtbild variiert zwischen modernen und kolonialen Bauten. Dicht beieinander liegen die Kathedrale, der Nationalpalast, die Nationalbank und das Nationaltheater.

Die Zahnklinik macht einen guten Eindruck, zum Empfang wird uns, und auf Nachfrage, sogar dem Fahrer ein Kaffee serviert.



Während Sandra´ s Kiefer in den nächsten zweieinhalb Stunden von überdimensionalen Spritzen, Bohrern und Saugern traktiert wird, macht Timo mit dem Fahrer einen lustigen Ausflug zu den beiden Marine Shops der Stadt, um Ersatzteile für Kühlwasserpumpe und Außenborder zu besorgen. „No hay“...<

Nach der erfolgreichen Wurzelbehandlung halten wir auf dem Rückweg an einer „Pupulseria“. Was ist das denn?



„Pupusas“, das Nationalgericht von El Salvador!




Man nehme für den Teig: 5 Tassen Reis- oder Maismehl, 4 Tassen Wasser, 1 TL Öl, etwas Salz.

Mehl in eine Schüssel geben und zusammen mit dem Wasser einen Tortilla-Teig herstellen. In 25 Stücke teilen. Jedes Teil zuerst zu einer Kugel formen, dann diese mit der Handfläche flach drücken.
In die Mitte einen Teelöffel der Fleischfüllung geben, den Teig überschlagen und die Ränder gut andrücken. Etwas Öl in der Pfanne erhitzen und die Pupusas auf jeder Seite 4 bis 5 Minuten goldgelb braten.



Sofort servieren.















Die Füllung ist so flexibel wie Lateinamerika, also alles, was die Küche hergibt: Hackfleisch, Hühnchen-, Schweine- oder Rindfleischstreifen, Meeresfrüchte, gehackte Zwiebeln, Knoblauch, Chilischoten, Tomaten, Käse, Spinat.
Gewürze nach Wahl und ganz wichtig (aber nur für das Original): Kreuzkümmel und passierte braune Linsen.

Fleisch, Zwiebel und Knoblauch scharf anbraten. Gut dünsten, ganz wenig Wasser beifügen. Wenn das Fleisch gar ist, die Hitze reduzieren, dann Chilischote, Tomate und Gewürze beigeben und auf kleinem Feuer köcheln lassen, bis alles gar ist.
Füllung beiseite stellen und abkühlen lassen. Anschließend Käse und Salz unterrühren. Als Beilage Krautsalat.

Listo! Fertig sind die„Pupusas“.

Der Name irritiert vielleicht ein wenig. Nichts desto trotz, wir hatten keine Probleme oder anormale Laute im Magen und Darmbereich!

Maismehl haben wir inzwischen gekauft, die Einheimischen haben uns ihre Geheimtipps verraten und in den nächsten Tagen gehen wir in die ultimative Pupusa- Produktion, notfalls mit Corned Beef.
Perfektes Offshore- Essen!


Kirche in Usulutan

Außerhalb der Hauptstadt bietet sich ein Ausflug nach „Panchimalco“ an. Hier leben Pancho- Indios, die sich viele ihrer Traditionen bewahrt haben. Die anderen Indianer wurden beseitigt. Weitere Ausflugsziele sind die Vulkane San Salvador und Izalco. Sehenswert ist auch die El- Tazumal- Pyramide, eine Maya- Zeremonienstädte nahe der Stadt Chalchuapa, die im 6. Jahrhundert errichtet worden sein soll.



Wer glaubt, das Zahnarzt- Thema sei nun beendet, der irrt. Nach der Wurzelbehandlung ist eine Krone fällig, wofür noch mal 2-3 Termine veranschlagt werden. Wir entscheiden, dies aufgrund des weiten Weges und den 100 US$ nicht in San Salvador reparieren zu lassen und suchen bei unserem nächsten Einkaufs- Besuch in der Stadt „Usulutan“ eine Zahnärztin auf. Sie wiederum rät, mit blutigen Handschuhen wild gestikulierend, ganz von einer Krone ab und Empfiehlt eine „Rekonstruktion“. Aha.


Vorsichtshalber konsultieren wir per E- Mail und gescanntem Röntgen- Bild den Zahnarzt und Ferndoktor unseres Vertrauens:


Holger aus Buxtehude,


der bereits zu Beginn der Reise unsere Boots- Apotheke auf Vordermann gebracht hat. Die „Rekonstruktion“ stellt sich als „Aufbau- Füllung“ heraus, über die dann aber nach 2-4 Monaten eine Krone gesetzt werden sollte.

Aufgrund dieser sehr ausführlichen, heimatlichen Ferndiagnose fällen wir die Entscheidung. Wir warten mindestens 2 Monate und lassen die Krone dann in Mexiko anfertigen, direkt vor Ort. Listo!

Uta und Holger, ganz lieben Dank für Eure tatkräftige Unterstützung !!!

(Falls wir hier irgend etwas zahnmedizinisch falsch beschrieben haben: unser Fehler!).

Aber auch Timo kommt unter´s Messer.



Inzwischen wird er auf den Ankerplätzen und Häfen in ganz Zentralamerika nur noch mit „Bum! Bum! Becker!!!“ angesprochen.


Ein Grund, sich beim Friseur für 2 US$ von der Lockenpracht zu trennen. Aber immerhin hatte Boris Becker eine bessere Frisur und auch mehr Freundinnen als unsere Bundeskanzlerin.

Somit wäre dieses Thema vorerst auch zu den Akten gelegt und wir haben endlich Zeit, uns auf die Abfahrt nach Mexiko vorzubereiten: Diesel (4,50 US$ pro Gallone und doppelt so teuer als an der nächsten öffentlichen Tanke), Wasser, Proviant, Rigg- und Motorinspektion, Wetterkunde.



Es sieht so aus, als täte sich ein viertägiges Wetterfenster für den „Tehuantepec- Golf“ auf, so dass wir eventuell am 25.12. die 500 Meilen lange Reise nach Huatulco in Mexiko antreten können.

Und zu guter Letzt ist heute Weihnachten, was wir bei dieser Hitze kaum glauben können. In der Bilge liegen aber noch zwei Gläser Kühne-Rotkohl und einen Rinder- Braten und Kartoffeln haben wir auch gekauft.


FELIZ NAVIDAD !!!



FRÖHLICHE WEIHNACHTEN SOWIE KEINE HAND BREIT WASSER IM MOTORRAUM 2009!!!


Wer uns mal wieder schreiben möchte, unsere Anschrift in La Paz, Mexiko lautet:

Eberhard Wolff
SY "ULTIMA" - Sandra Wulf/ Timo Holländer
Apartado Postal 284 Centro
La Paz, Baja California Sur
CP 23000, Mexico

Bitte keine Päckchen. Die kriegen wir nicht durch den Zoll.
Wir sind bis Februar in La Paz. Die Post benötigt 3-4 Wochen.

3.12.08

09.10.2008 - 03.12.2008 Galapagos – Costa Rica „Pura Vida?“



2 Tage vor unserer Abreise finden sich am Abend die ersten Regatta- Boote der von der ecuadorianischen Armada organisierten „Salinas- Galapagos- Regatta“ ein. Es nehmen Segelyachten aus Ecuador, Peru und Chile teil.




Unser Freund Gonzalo trudelt am nächsten Morgen pünktlich zum Sonnenaufgang ein. Es folgt am Abend ein großes Wiedersehen mit zahlreichen Mitgliedern des „Yacht Club Peruano“. Favorit ist eine Segelyacht unter ecuadorianischer Flagge mit deutscher Crew. Am nächsten Abend startet die zweite Etappe der Regatta Richtung Isla Isabella.



Wir verzichten auf den Sieg und segeln erst am nächsten Nachmittag los.

Mit „Capitania San Cristobal por veleiro ULTIMA por favor“ verabschieden wir uns am 09. Oktober 2008 auf VHF Kanal 16. Nach 21 Tagen verlassen wir die Insel der Tölpel, Riesenschildkröten und Meerechsen. In unserem „international Zarpe“ steht „Marquesas“. Mehr als zehnmal haben wir unserem Agenten „Fernando“ gegenüber erwähnt, dass wir nach Costa Rica segeln. Da die meisten Segelboote von hier aus Richtung Westen segeln, ist das Ausreise- Formular des Hafenkapitäns generell auf Marquesas „vorgeprägt“. Dann bleibt es eben so stehen. Erstens wollen wir nicht noch mehr Papierkrieg, zweitens interessiert es hier sowieso niemanden und drittens wollen wir deren Ordnung nicht durcheinander bringen.



Also halten wir erstmal Kurs auf die Marquesas- Inseln, 80 Meilen Kurs West. Am Morgen schon wieder Land in Sicht: Isla Isabella.

Ob wir zwischen all den Regatta- Booten überhaupt auffallen? Aber - ein anständiges deutsches Segelboot funkt natürlich vorschriftsmäßig den Hafenkapitän auf Kanal 16 an. Das hätten wir besser nicht getan. In unfreundlichstem Ton wird uns mitgeteilt, dass wir uns umgehend bei der „Capitania del Puerto“ (Hafenkapitän) einzufinden haben. Gar nicht so einfach, bei dem Schwell mit dem Schlauchboot den Strand anzusteuern.



Wir werden mit einem grimmigen „Sie dürfen maximal 48 Stunden hier bleiben“ begrüßt. Unsere Antwort: „Und wenn wir unser technisches Problem (Leck im Kühlkreislauf; Messingrohr am Wärmetauscher korrodiert – tatsächlich) bis dahin nicht in den Griff kriegen?“ Deren Antwort: „Egal, Sie müssen trotzdem nach 48 Stunden die Insel verlassen; Sie dürfen sich nur innerhalb des Ortes „Puerto Villamil“ aufhalten und die Naturschutzgebiete nicht betreten“. Der ganze Spaß kostet uns auch noch 78,60 US$, für ein Blatt Papier (erneutes internationales „Zarpe“). Uns ist der Spaß an der sehr interessanten Insel vergangen. Außerdem sind wir müde von der Nachtfahrt.



Wir schlendern einmal den Strand und die Dorfstrasse rauf und runter, entdecken ein paar Echsen und machen uns dann an die Reparatur. Ein Stück Schlauch, eine Schlauchschelle aus der Ersatzteilkiste und etwas Leck- Abdichte- Mittel (RTV). Fertig. Erstmal eine Mütze voll Schlaf.



Am Abend machen wir uns auf die Suche nach Gonzalo und durchkämmen die handvoll Restaurants. Da die Regatta am nächsten Morgen bereits Richtung Santa Cruz startet, sind wohl alle schon in den Kojen (bzw. in den Hotelbetten und die „Marineros“ in den Kojen). Auch wir „Marineros“ suchen bald unsere Kojen auf.

Noch ein Tag auf der Insel, an dem wir uns schon wieder auf die Abreise vorbereiten. Frischer Proviant, aufräumen, alles festzurren. Weiter geht´ s am 12. Oktober. Auf Nimmerwiedersehen „Capitania del Puerto Villamil“. Hallo Pazifik.

750 Meilen Luftlinie nach Golfito, südlichster Einklarierungshafen in Costa Rica. Groß und Genua, südliche Winde zwischen 15 bis 18 Knoten, Sonnenschein.



Nachts überqueren wir bei Vollmonde den Äquator, diesmal von Süd nach Nord.

Getauft sind wir schon, also darf Timo weiterschlafen. Wir haben vergessen, über Nacht die Angel einzuholen und nehmen am frühen Morgen dankbar Neptuns Geschenk entgegen: eine 6 kg schwere Dorade. Hammer auf den Kopf nützt nichts, Whisky in die Kiemen ist humaner (für uns?) und nicht der schlechteste weg aus dem Leben zu scheiden. Wer nimmt schon gerne im Morgengrauen einen Fisch aus? Die, die Wache hat. Die ersten zwei Mittagessen auf der Nordhalbkugel, frisch von der Angel.



Der Wind bleibt auf Süd, wir können fast durchgehend segeln. Allerdings schaukeln uns die Wellen bei starkem Südwest- Schwell ziemlich durch und der Himmel ist von düsteren Wolken verhangen.

Tolle Aussichten für Sandra´ s Geburtstag auf Hoher See. Da der Schwell uns die Töpfe vom Herd fegt, verzichten wir auf das Fünfgänge- Menü; Zum Frühstück gönnen wir uns eine Dose echtes Deutsches Pumpernickel- Brot von „Mestemacher“ mit dem grünen Punkt. Mittags Currywurst und Geschenke auspacken zwischen den Wellen. „Happy Birthday“.

70 Meilen vor Erreichen des Festlands landen wir in der Schifffahrtslinie. Der Panama- Kanal spuckt eine Menge Boote aus. Das „AIS“ piepst ohne Unterlass. Wir, die Kleineren und Klügeren, geben mehrmals nach und ändern den Kurs. In der Nacht wird uns eine Wende abgenötigt, Frechheit. Je näher wir der Küste kommen, desto mehr lässt der Wind nach.

Am 18. Oktober fahren wir unter Motor ohne Wind in den Golf von Golfito ein. Die Überfahrt dauerte 6 Tage und 6 Stunden.

Dicke Baumstämme und jede Menge Müll treiben uns entgegen. Slalom. Riesige Delphine – die größten, die wir bisher gesehen haben – begleiten uns eine Weile. Der Himmel zieht sich zu, Gewitterstimmung. Noch ist Regenzeit (Juni bis November) und kaum ist der Anker gefallen, fällt der Himmel herunter: Donnerschlag und Wolkenbruch und eine Menge Regen. Wir testen gleich unsere Regenauffang- Anlage, die wir seit der Herstellung in Buenos Aires noch nie benutzt haben. Bald ist der 400 Liter fassende Wassertank randvoll. Wohin mit all dem Wasser?

Zeit, sich über eine Dachrinne Gedanken zu machen.

Für 4 US$ pro Tag können wir den Luxus der „Land and Sea Marina“ genießen: Ein bewachter Dinghy- Pier, Duschen, Internet, Kabelfernsehen (leider kein Deutsche Welle- TV) und eine kleine Bar.

Da hat Timo aber Glück (oder war es Berechnung?): Landfall in Costa Rica einen Tag vor seinem Geburtstag. Ein neues Land, eine Dschungelwanderung und einen doppelten Hamburger mit extra Käse zum Geschenk. Happy Birthday.



Costa Rica grenzt im Norden an Nicaragua, im Süden an Panama, im Westen an den Pazifik und im Osten an die Karibik, bei einer Breite von 119 – 282 km. Die Währung ist der Costa Rican Colon (derzeitiger Kurs: 550 Colones = 1 US$). 30 Nationalparks und Schutzgebiete nehmen 26 % der Landesfläche ein. Der „Nationalpark Corcovado“ nahe Golfito ist ein fast unberührter Regenwald und Heimat zahlreicher gefährdeter Tierarten. Hier steht der höchste Baum Costa Ricas, ein 70 Meter hoher Ceibo (diesen konnten wir leider nicht fotografieren, denn sonst hätten wir 1000 von denen fällen müssen, um ihn auf die Linse zu bekommen).



Zu früheren Zeiten ein boomender Bananen- Export – Hafen, liegt Golfito heute ziemlich brach. Um die lokale Wirtschaft zu beleben, wurde von der Regierung eine Freihandelszone errichtet, wo man zu US- Preisen französisches Parfum, amerikanische Lebensmittel und Elektro- Artikel erwerben kann. Golfito besteht aus einer endlos langen Hauptstrasse mit ein paar kleinen Geschäften, Supermärkten, Restaurants, Tankstelle, Apotheke, Krankenhaus, Schule. Dahinter breitet der Dschungel seine wuchernden Arme aus.



Da die Behörden über das Wochenende geschlossen haben, besuchen wir den Hafenkapitän erst am Montagmorgen. Kein Problem. Herzlich Willkommen in Costa Rica. Unser Visum gilt 90 Tage; der Zoll genehmigt unserem Boot ebenfalls einen steuerfreien Aufenthalt von 90 Tagen. Da wir von Ecuador (Galapagos) eingereist sind, wird von uns zum ersten Mal seit unserer inzwischen dreijährigen Reise eine Gelbfieber- Bescheinigung verlangt.

Glücklicherweise haben wir uns damals auf den Kanarischern Inseln der Impf-Tortour unterzogen, denn auf Galapagos gibt es weit und breit keinen Impfstoff. Unsere amerikanischen Freunde von der Segelyacht „Tamara“ dürfen aus diesem Grund (trotz ärztlichem Attest für 30 US$ eines Galapagos- Doktors) nicht in Costa Rica einreisen und segeln momentan nonstop nach Mexiko - ursprünglich wollten wir uns in Costa Rica treffen. Auch kann man das Boot nur noch 90 Tage in Costa Rica lassen. Mal kurz nach Panama oder sonst wohin gilt nicht. Drei Monate Pause, danach ist man erst wieder willkommen.



Eine Armee gibt es in Costa Rica seit 1949 nicht mehr. Ein friedliches Land.
Die Sicherung der Küstengewässer versucht die „Guarda Costa“, die Küstenwache von Costa Rica. Im Hafen liegt derzeit ein Schiff der US- Coastguard, die sich hauptsächlich mit dem Drogenschmuggel zwischen Kolumbien und Panama (aber wohl auch Costa Rica) befasst. Hinter dem Büro des Hafenkapitäns stehen einige abgewrackte Speed- Boote der Drogenschmuggler. Selbst ein einfach gebautes U-Boot wurde aufgebracht.
Sobald ein „Coastguard“ Schiff sich nähert, fliegen die Pakete der Schmuggler über die Wupper. Ein Lotto-Gewinn auch für die teilweise sehr armen Fischer, die anstatt eines schnöden Fisches ein Kilo Kokain im Netz haben.

Welche Legitimation auch immer die Amis haben, in diesen Gewässern ihre Runden zu drehen, uns Seglern sind sie willkommen.
Wir fühlen uns sicherer mit deren Waffen und Aufklärungs-Satteliten im Rücken. Die kolumbianische Küste haben wir aus diesem Grund komplett gemieden – zu viele Berichte von bewaffneten Überfällen auf Segelboote.

Der Keilriemen der Lichtmaschine quittiert mal wieder seinen Dienst. Stromknappheit. Aber wir haben für genug Ersatz gesorgt. Timo ist inzwischen Meister des Wasserpumpenaus- und -einbaus, um an den Keilriemen heranzukommen. Durch eine abgebrochene Schraube der Lichtmaschinen-Halterung sitzt diese etwas schief. Um das Problem vollständig zu beheben, müsste der Motor komplett ausgebaut werden. Ein andermal.



Die Suche nach dem so alltäglich erscheinenden Gut einer funktionierenden Internet- Verbindung raubt uns den letzten Nerv und eine Menge Zeit. In Golfito haben wir dank des Yachtclubs, vor dem wir ankern, zwar „Wifi“, dies ist allerdings eine wackelige und tageszeitenabhängige Angelegenheit, so dass die meiste Zeit dabei draufgeht, überhaupt eine Verbindung herzustellen bzw. diese aufrechtzuerhalten. Die Versuche enden meistens in einer Busfahrt in die Bananen-Stadt, um in einem heruntergekommenen, absolut ungemütlichen „Locutorio“ wenigstens die E- Mails zu checken und das aktuelle Wetter herunterladen. Länger als eine Stunde hält man es dort kaum aus.

Nach 12 Tagen besuchen wir wieder den Hafenkapitän: ein nationales „Zarpe“ bitte. Fünf Minuten „Smalltalk“, fertig.

20 Meilen entfernt liegt die im „Charlie´ s Charts Costa Rica Guide“ als idyllisch angepriesene Ankerbucht „Bahia Rincon“. Idyllisch ist es, landschaftlich, mitten im Dschungel. Der Geräuschpegel der im Fünfminutentakt auf der Schotterpiste vorbeirasenden Holzlaster ist weniger idyllisch.
Das Echolot zeigt konstant 20 Meter an. Wir pirschen uns bis auf 5 Meter ans Ufer heran und ankern auf 10 Meter. Aus Angst vor Krokodilen an der nahen Flussmündung trauen wir uns nicht zu schwimmen. Kein Lüftchen regt sich und die Mosquitos haben keinen weiten Weg.
Wir testen nach 2 Jahren mal wieder unsere Mücken-Netze für Niedergang und Luken und räuchern das Boot und unsere Lungen mit Mücken-Spiralen aus. Auch die Hitze sind wir nicht mehr gewöhnt und schlafen schlecht.

Am nächsten Morgen haben wir uns an den Krach gewöhnt und flanieren neben den Lastern entlang der Schotterpiste. Viele US- Bürger fanden es hier ebenfalls idyllisch und haben den Einheimischen für „´n Appel und ´n Ei“ riesige Grundstücke abgekauft, um darauf (die meiste Zeit des Jahres leer stehende) Luxus- Ferienhäuser oder Ressorts zu errichten.



Weiter geht es in das 20 Meilen entfernte, noch im Golf gelegene „Puerto Jiminez“. Schon besser. Wir ankern auf 4 Meter, der Wind füllt den Windsack, die Mosquito- Netze werden wieder weggepackt und wenn es zu heiß wird, springen wir eben ins Wasser. Nach einem Winddreher zeigt das Echolot plötzlich 17 Meter Wassertiefe an – da haben wir wohl direkt auf der Kante geankert. Timo´ s clevere Idee, mehr Kette zu geben, endet in einem Kurzschluss im Schalter der Ankerwinsch. Der Plastikschalter ist verschmort, lässt sich aber aus Mangel an kompatiblen Ersatzteilen provisorisch umbauen (falls es jemanden interessiert, wie wir unsere Nachmittage verbringen…Segeln macht echt SPASS).

„Bahia Drake“ an der Pazifik-Küste liegt 60 Meilen entfernt, so dass wir uns früh auf den Weg machen. Kein Wind, der Motor muss ran. 10 Stunden später sind wir da. Gewitterwolken verdunkeln den Himmel und es schüttet einen ganzen Tag wie aus Kübeln. Macht nichts, wir haben ja Regenklamotten und schwingen uns gut verpackt ins Schlauchboot. Auf dem Weg zum Strand erwischt uns eine Welle von der Seite und wir landen beide bis zum Hals im Wasser. Mit triefenden Regenjacken drehen wir eine Runde durch den im Schlamm versunkenen, kleinen Ort.


Das „Cano Island Biological Reserve“ ist ein sehenswertes Vogelschutzgebiet nahe „Bahia Drake“, dass wir allerdings links liegen lassen: Wir haben genug von Dauerregen, Wolkenbruch und Donnerschlag – und vor allem von dem Elektronik- feindlichen Blitzschlag.


Toelpel an Bord

„Bahia Uvita“ heißt die nächste Ankerbucht, umgeben von Riffen, die bei Hochwasser überschwemmt sind und somit absolut keinen Schutz vor dem Südwest- Schwell bieten. Eine unruhige Nacht mit bis zu 30 Grad Schräglage zu beiden Seiten und nächtlicher Ankerwache dank der allzu nahen Riffe. Wir staunen, dass eine solch ungeschützte Bucht überhaupt in einem Segelhandbuch als Ankermöglichkeit erwähnt wird. Nichts wie weg.

Als wir in die Bucht von Quepos einlaufen, erwartet uns eine Überraschung. Der im Handbuch eingezeichnete, gegen Schwell geschützte Ankerplatz bzw. die gesamte Bucht wird komplett von einer im Bau befindlichen Luxus- Yachten- Marina mit 400 Liege-Plätzen und Hotelanlagen in Beschlag genommen. US- Megaprojekt. Netterweise bietet uns der Wasser- Scooter- Verleiher für 2 Tage seine Boje an. Alle Internet- Cafe´ s der Stadt haben geschlossen: Keine Verbindung.

Später in der Stadt haben wir das Gefühl, uns bereits in den USA zu befinden. Mehr Amis als Einheimische. Alle Geschäfte und Abenteuer- Agenturen widmen sich dem Tourismus. Der nahe gelegene „Manuel Antonio Nationalpark“ lockt mit Regenwald- Touren, Affen, Schmetterlingen, Schlangen und Sandstränden. Man spricht hier englisch. US – Mallorca. Aber Mallorca ist internationaler; Handtuchkrieg zwischen Engländern, Skandinaviern und Deutschen.

Obama gewinnt die Wahl. Jetzt wird alles gut, oder?



Uns zieht es in ruhigere Gefilde und wir motoren 33 windlose Meilen zur nächsten Bucht Richtung Norden: „Bahia Herradura“ („Hufeisen“). Wir schwimmen und genießen den langen Sandstrand.
Deutsche Flagge am Horizont. Die beiden aus Mexiko kommenden Segler planen, die im Norden der Bucht gelegene „Marina Los Suenos“ (Marina der Träume“) anzulaufen, um zu tanken. Diesel gibt es aber erst nach dem Einklarieren und der Hafenkapitän muss erst aus der nächsten Stadt gerufen werden. Über Funk teilt die Rezeptionsdame den Preis pro Tag mit: 220 US$. Die Benutzung des Dinghy- Piers kostet schlappe 40 US$ pro Tag. Da macht uns doch das Ankern und „Beachen“ am kostenlosen Strand richtig Spaß! Wir bleiben ein paar Tage und machen uns dann auf den 25 Meilen langen Weg in die nächste Stadt – Puntarenas.


Puntarenas - Krokodil im Vordergrund


Puntarenas ist Costa Ricas wichtigster Fracht- und Fischereihafen. Auch Kreuzfahrtschiffe legen hier regelmäßig an. Am Tag unserer Ankunft wurde allerdings das Kreuzfahrtschiff „Coral Princess“ mit 1300 Passagieren an Bord aufgrund einer Blockade durch Fischerboote die Einfahrt verweigert.
Die Fischer demonstrieren auf diese Weise gegen eine erhebliche Erhöhung der Diesel- Gebühren und der Lizenzgebühren. Sie demonstrieren auch gegen das Verbot, Haien direkt auf dem Meer die Flossen abzuschneiden, damit sie mehr Laderaum für weitere Flossen haben. Der Rest des Hais bringt auf dem Markt nicht viel ein. Die Busfahrer und Kunsthandwerk-Ladenbesitzer an Land wiederum demonstrieren gegen die Fischer, da die fest eingeplanten Einnahmen durch die Kreuzfahrt- Touristen ausbleiben.

Wir ankern für eine Nacht nah beim Stadtzentrum im Fluss, fühlen uns aber im Gewimmel der zahlreichen Fischerboote und bei dem starken Tidenstrom von bis zu 3 Knoten nicht sehr wohl. Nachts bei Tidenwechsel stellen wir uns den Wecker – Anker hält.


Ein Krokodil von mindestens 3 Meter Länge schwimmt mit glühenden Augen viel zu nah an unserem Boot vorbei und steuert zielstrebig auf die Fischabfälle der Fischverlade-Station zu.

Mit dem nächsten Hochwasser fahren wir drei Meilen den Fluss hinauf bis zum „Costa Rica Yacht Club“. Hier liegen wir an einem Schwimmsteg im Fluss, bei Niedrigwasser sitzen wir zwar leicht auf Grund, aber im Vergleich zu anderen Yachten wenigstens halbwegs gerade. Da man im Fluss wegen Krokodilgefahr, starker Strömung und Ölverseuchung nicht schwimmen kann, genießen wir den Luxus eines „Swimming Pools“. Hier ist die letzte geeignete Boots- Tankstelle in Costa Rica auf unserem Weg nach Norden, also tanken wir noch mal randvoll und füllen die Wassertanks. Die Trockenzeit ist angebrochen und es regnet hier im Vergleich zum Süden des Landes weit weniger.



Zahlreiche kleine Inseln im Golf von Nicoya in der Nähe von Puntarenas stehen unter Naturschutz. In der Stadt und im Yachtclub hält uns nichts mehr und wir werfen am 19. November die Leinen los. Ziel ist die 3 Meilen entfernte „Isla San Lucas“, auf der ein altes, leer stehendes Gefängnis zu besichtigen ist.
Doch der Wind macht uns einen Strich durch die Rechnung: Kaum biegen wir um die Ecke, pustet uns ein starker Nordwind mit bis zu 30 Knoten entgegen. Wir können unseren Nordwest-Kurs nicht halten und drehen Richtung Süden ab. „Isla Muertos“ heißt das neue Ziel, benannt nach dem Friedhof auf der Insel.

Der Wind nimmt weiter zu. Selbst die Sturmfock wird zuviel. Ohne Segel immer noch 5.3 Knoten. Hinter der Insel ist es geschützter und wir werfen den Anker. Wasser im Motorraum. Die Seewasser- Pumpe ist undicht und wünscht sich einen neuen Simmerring, den wir hier in Costa Rica ganz bestimmt nicht kriegen. Segeln macht Spaß! Auf der Insel ist tatsächlich mindestens der Hund begraben. Außer ein paar Fischern keiner da.

3 Tage lang pusten uns starke Böen um die Ohren. Als es ein wenig ruhiger wird, beschließen wir, einen besser geschützten Ankerplatz südlich der 4 Meilen entfernten „Isla Jesuita“ aufzusuchen. Vom ruhigsten Teil des Ankerplatzes werden wir leider durch eine tief hängende Hochspannungsleitung abgeschnitten. 7 Regatta- Boote aus Puntarenas laufen ein, die Hälfte der gestarteten Boote. Der Rest der Regatta drehte bei Böen bis zu 45 Knoten lieber wieder um. Am Abend steigt eine Grill- Strandparty, wo wir viel über Wind, Land und Leute erfahren.

Golfo de Nicoya - Isla Jesuita

Am Festland legt regelmäßig die Fähre nach Puntarenas an. 4 km entfernt liegt ein kleiner Ort namens „Paquera“ mit Supermarkt, Internet, Bäcker und Zahnarzt.

Wer geht schon gerne zum Zahnarzt? Sandra muss aber, denn ein Stück Zahn ist abgebrochen. Also geht es am nächsten mit dem Beiboot des netten einheimischen Segelnachbarn zum Fähranleger. Unser Außenborder hat am Abend zuvor den Dienst quittiert – Anziehmechanismus komplett gebrochen, (Ersatzteil hier nicht zu bekommen); dann mit dem Taxi nach „Paquera“.

Die Zahnärztin ist nett, stellt aber bald fest, dass der Zahn eine Krone braucht und dafür braucht man einen Spezialisten, 2 Termine, im Abstand von 14 Tagen – in der Hauptstadt San Jose´. Etwas weit weg, stellt Sandra fest. Das muss warten, aber nicht zu lange. Nach Meinung der Zahnärztin möglichst noch in Costa Rica, denn hier haben die Zahnärzte eine bessere Ausbildung als zum Beispiel In El Salvador und es werden doch tatsächlich deutsche Materialien und Geräte benutzt. Sehr beruhigend.

Timo hat inzwischen einem Fischer unser Abendbrot abgekauft: Fischfilets. Ganz nebenbei wird ihm auch Marihuana angeboten. Nein Danke, kein Interesse. Aber die Fischfilets sind gut.

Als Timo Sandra vom Festland abholen will, stellt er fest, dass ein Paddel gestohlen wurde. Welch erfolgreicher Tag. Frustriert paddeln wir einhändig zum Boot zurück. Die südlichste Bucht im Golf von Nicoya ist „Bahia Ballena“. Viele Ressorts und US-amerikanische Luxus-Ferienvillen säumen den Strand. Im kleinen Ort „Tambor“ finden wir einen unverschämt teuren Mini-Supermarkt und ein noch unverschämt teureren Internet- Laden. Emails und Wetter im Eiltempo.


Der Fischerpier, an dem wir das Beiboot festgemacht haben, ist von toten Fischköpfen und Fisch- Eingeweide umringt.








Der angebliche Yachtclub ist an ausländischen Seglern nicht interessiert und wir werden extrem unfreundlich (oder gar nicht?) empfangen. Immerhin können wir 3 deutsche Bücher tauschen.

Am vierten Tag legen wir eine Nachtfahrt ein und können zeitweise sogar segeln, bei leichten südwestlichen und später nordwestlichen Winden.

Nach 105 Meilen und 27 Stunden laufen wir am 29. November in die „Bahia Potrero“ ein. Hier befand sich bis vor einigen Jahren die sehr geschützte und guten Service bietende „Marina Flamingo“. Heute dient sie als Schiffsfriedhof für gesunkene Segelyachten. Die Hafenmole ist teilweise eingebrochen. Ein trauriger Anblick. Wir ankern draußen neben zahlreichen Charter- und Angelbooten und paddeln mit dem Beiboot in den verlassenen Hafen.



Auch diese Bucht ist mit viel zu großen Hotels, Ressorts, Golfplätzen und Ami- Ferienpalästen zugebaut. Die Strände sind leer, die Straßen wirken verlassen und leblos. Ein paar gelangweilte Touristen sitzen in gestylten, überteuren Restaurants. Das Internetcafe´ verlassen wir fluchtartig: kalt, fensterlos, unpersönlich, unfreundlich, leer und steril wie in einer Leichenhalle. Später stellen wir erfreut fest, dass wir dank der Luxus- Ressorts „WiFi“ Internet auf dem Boot empfangen können.

Der nächste Tag bringt eine Menge Regen – Wassertanks sind wieder voll – und starken Schwell aus Nordwest. Der Wetterbericht verheißt nichts Gutes: Starke Nordost- Winde in den nächsten Tagen. Diese von der Karibik herüberwehenden Winde werden hier „Papagayo“ genannt. Ein Hochdruck über Texas lässt den Papageien- Wind durch eine Berglücke nur so durchrauschen. Patagonien ist nicht viel schlimmer.



Wir nutzen die Windpause, um in die 15 Meilen entfernte „Bahia El Coco“ zu fahren. Hier sind wir seit dem 01. Dezember und hier werden wir in 1-2 Wochen, abhängig von der Wettervorhersage, beim „Capitan del Puerto“ ein „internationales Zarpe“ beantragen und Richtung El Salvador und Mexiko segeln. Vielleicht gibt es hier oder in der nächst größeren Stadt Liberia sogar einen auf Kronen (corona) spezialisierten Zahnarzt.



Der Ort „El Coco“ macht einen lebendigen, bunten Eindruck. Wir finden endlich eine Postfiliale für die Weihnachtspost und ein halbwegs nettes und erschwingliches Internet-Cafe´ (Kaffee gibt es hier nicht).

Heute 34°C im Schatten, 85% Luftfeuchtigkeit und ein leichter „Papagayo“ mit kurzen Böen von 35 Knoten. Unser CQR- Anker hält mal wieder nicht. Dieser blöde Anker ist nur für Matsch geeignet! Mit wie viel Geld lassen sich die Lloyd´ s und andere Tester für die gute Haltekraft im Test eigentlich bestechen? Danforth beißt deutlich besser auf jedem Ankergrund.

Unsere 12-Volt Kühlbox verbraucht zu viel Strom, um sie durchgehend laufen zu lassen. Davon abgesehen schafft sie es bei über 30° C Außentemperaturen gerade mal, sich auf 18° herunterzukühlen. Ein Stück kalte Butter – ein Traum, insbesondere auf Timo´ s frisch gebackenem „Hunsrücker Bauernbrot“!

Nach dem kalten Patagonien und dem gemäßigten Winterklima in Peru fällt es schwer, sich an die hohen Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit im Regenwald zu gewöhnen. Die frischen Lebensmittel verderben viel schneller. Wir flüchten in den Schatten oder ins Wasser; auf dem Teak-Deck verbrennt man sich die Füße.





Wir träumen von Alaska, Schnee, Eisbären und dem Weihnachtsmarkt in Celle (Grünkohl mit Bregenwurst und echtem Senf oder Celler Pfannenschlag mit Bratkartoffeln!) und Hannover (Sonderabteilung Finnischer Weihnachtsmarkt: im Feuer gegrillter Lachs oder Rentiergulasch mit Kartoffelpüree, garniert mit Preiselbeeren!).

Hört sich mal wieder alles furchtbar an, ist es aber nicht!


PS:
Seit dem 01. Dezember läuft das Pazifik- Netz mit Günter aus Panama wieder: 14.135 kHz, 0000 UTC.


Drachenbaum




FROHE WEIHNACHTEN !!!


Liebe Mama. Liebe Assi. Herzlichen Glueckwunsch zum Geburtstag!!!



Magnus, vielen Dank fuer den neuen Besucherzaehler und die Standort-Aktualisierung!