9.9.08

26.05.2008 - 09.09.2008 – Lima, Peru „Ti Gusto Peru?“



First of all:
Some days ago we received the message, that the british sailing yacht "Orbit" is missed. The 70 years old single hander Roger Stephens starts his trip from Galapagos to Marquesas at the 10. of july 2008. Last contact with Roger his son had at the 26. of july by satellite telephone. Roger planned to sail straight to the Marquesas and than to Hawaii. His son suppose that Roger perhaps change his plans and sails directly to Hawaii.
Some dates about the boat: SY "Orbit", british flag, dark blue sloop, 38 feet, homeport Bristol, strange blue sprayhood, 1 mast.
His son informs about the newest results on the homepage www.yachtorbit.com. If anybody has informations about Roger and "Orbit" please inform directly the SAR "Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger" (info@seenotretter.de) or any Coastguard- Station, Rogers son or us.

Vor einigen Tagen haben wir erfahren, dass das britische Segelboot "Orbit" mit unserem siebzigjährigen Segelfreund Roger Stephens vermisst wird. Roger ist am 10 Juli allein von Galapagos zu den Marquesas gestartet. Sein Sohn hatte am 26.07. den letzten Kontakt zu Roger per Satelliten-Telefon. Roger wollte erst zu den Marquesas und dann nach Hawaii. Der Sohn nimmt an, dass Roger vielleicht seinen Plan geändert hat und direkt nach Hawaii segelt. Inzwischen wurde die Marquesas- und US- Coastguard eingeschaltet. Der Sohn berichtet über die neuesten Ergebnisse auf Rogers Homepage: www.yachtorbit.com. Jegliche Informationen über Roger und "Orbit" bitte direkt an die "Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger" (info@seenotretter.de) oder an die nächstliegende Küstenwache, an Rogers Sohn oder an uns weitergeben.

Another short sentence in english to say a very big „thank you“ to our amigo Gonzalo in Lima, member of the “Yacht Club Peruano” and the “Seven Seas Organisation”, who helps us getting our parcel with important spareparts out of the „Adouana“ (customs). Muchas Gracias Gonzalo!!!



Nachdem das Paket mit Ersatzteilen aus Deutschland nur 2 Tage für den Flug über den Atlantik benötigte, hängt es nun seit dem 26.05. im Zoll am Flughafen fest. Viermal fahren wir zum Flughafen aber weinen, drohen und „Yacht im Transit“ helfen nichts. Die Formular-Berge wachsen täglich, bis sich schließlich zeigt, dass wir ohne Agenten nicht mehr weiter kommen. 400 US$ Zoll werden verlangt.
Unser Freund und Helfer Gonzalo, Mitglied, der „Seven Seas Organisation“, schaltet seinen Firmen- Privat-Agenten ein und endlich, nach 4 Wochen, überbringt uns ein Kurier am frühen Morgen das ersehnte Paket ohne Zoll und kostenlos!



Am Morgen des 07.06. bebt die Erde, wir spüren die Vibrationen an unserer Boje, das ganze Boot zittert, aber zum Glück handelt es sich nur um ein kleines Erdbeben. Unser alter britischer Segelkumpan Roger macht sich heute mit seiner Segelyacht „Orbit“ auf den Weg nach Galapagos. Mal gespannt, wo wir uns wieder sehen.

Timo liegt mit Fieber unklaren Ursprungs im Bett, als uns in der Nacht zum 18.06. plötzlich ein lauter Knall aus dem Schlaf reißt. „Timo, komm schnell raus, die Mooring- Leine ist gerissen, wir sind auf ein anderes Boot getrieben“. Natürlich regnet es, als wir schnell den Leinen-Rest los werfen und den Motor starten. Nach einer halben Stunde liegen wir an einer anderen Boje und Timo mit 40 Grad wieder im Bett.



Gemeinsam mit dem amerikanischen Nachbarn und Strohwitwer „Herb“ („Hörb“)starten wir am frühen Morgen des 11.07. unseren Wochenend- Ausflug nach Huancayo. Der Zug fährt von Lima aus über eine der höchsten Eisenbahnlinien der Welt. Wir sind gespannt, wie und ob sich die Höhenkrankheit bei uns bemerkbar macht, wenn wir den Pass bei Ticlio auf 4829 m erreichen. So hoch haben wir uns bisher noch nie hinausgewagt.



Die spektakuläre Zugfahrt führt uns durch 68 Tunnel, über 61 Brücken und 9 Zick-Zack-Passagen (www.ferroviasperu.com.pe). Wir sind erstaunt über die noch sehr üppige Vegetation in diesen Höhen. Positiv überrascht sind wir von dem sehr guten Service während der gesamten Zugfahrt. Das Zugpersonal ist sehr besorgt um unser Wohl, verteilt Tabletten gegen die Höhenkrankheit und steht mit Sauerstoff- Flaschen für den Notfall bereit. Als der Zug am höchsten Punkt einen Stopp einlegt, sacken uns die Beine schon nach einer halben Runde um den Zug weg und die Lunge pfeift wie nach einem Marathon- Lauf.



Die Photo- Runde findet im Sitzen statt und wir sind froh, dass es nun wieder bergab geht.

Auf Anraten von „Herb“ und gewarnt durch die Symptom-Warnliste des Auswärtigen Amtes nehmen wir vorerst prophylaktisch Tabletten gegen Höhenkrankheit (Acetazolamid (Diamox®)).

„Auswärtiges Amt - Gesundheitsdienst 10/07/GvL/GB - Merkblatt für Beschäftigte und Reisende - Höhenkrankheit:

I. Die Erkrankung
Es gibt drei verschiedene Arten von Höhenkrankheiten:
1. Akute Bergkrankheit (acute mountain sickness, AMS) Sie ist häufig (bei ca. 30 % der Bergwanderer über 3.000 m) und wird ausgelöst durch "höhentaktische Fehler" bei der Höhenanpassung wie Überanstrengung und Eile beim Aufstieg, Alkohol, Flüssigkeitsdefizit durch Schwitzen, auch Infekte und Schlafmittel verschlimmern den Verlauf. Allgemeine Symptome wie Kopfschmerz, Schwindel, Schwäche, Sehstörungen und psychiatrische Störungen wie Kritiklosigkeit, Überaktivität, vernunftwidriges Verhalten werden oft noch toleriert, sind aber besonders gefährlich durch Auslösen schwerer Bergunfälle. Auch ohne Unfall fördert der weitere Anstieg unter Beschwerden die Verschlimmerung des Zustandes; Dann beginnt häufig die manifeste schwere Höhenkrankheit:
2. Höhenlungenödem (high altitude pulmonary edema, HAPE) (Wasser in den Lungen) oder
3. Höhenhirnödem (high altitude cerebral edema, HACE) (Hirnschwellung) Wasser lagert sich in Lunge und/oder Gehirn ein und führt zu lebensbedrohlicher Situation: Nur schnelle Therapie durch raschen Abtransport unter 2.500 m Höhe, Sauerstoff und Medikamente können helfen.

II. Erkennen der Gefahr
1. Frühzeichen Kopfschmerz, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, kurze nächtliche Atemstörung, Leistungsabfall, Wasserödeme unter der Haut, Sehstörung, Herzschlag in Ruhe beschleunigt um über 20 %.
2. Warnzeichen Rapider Leistungsabfall, konstante, schwere Kopfschmerzen, Atemnot bei Anstrengung, nächtliche Atemnot in Ruhe, schnelle Atmung, Herzjagen, Schlaflosigkeit, schwere Übelkeit, Erbrechen, trockener Husten, Gleichgewichtsstörungen, Schwindel., Benommenheit, Lichtempfindlichkeit, Gang-/Stehunsicherheit, weniger als ½ l Urinausscheidung pro 24 Stunden; Patient darf nicht alleine absteigen!
3. Alarmsystem schwerkranker, bewusstloser oder "verrückter" Patient, Atemnot in Ruhe, schwerer Husten mit braunem Auswurf, Bewegungsstörungen, Druck auf der Brust, rasselnde Atmung.“



Doch Timo ist der Erste, der die Tabletten eigenmächtig wieder absetzt. Sandra die Zweite. Wir haben den Eindruck, dass sich das Medikament eher gegenteilig auswirkt. Und tatsächlich, als wir bei unserer nächsten Überland-Reise an den 3850 m hoch liegenden Titicacasee die Tabletten im Rucksack unten links liegen lassen, haben wir keinerlei Probleme mehr mit der Höhenkrankheit.

Die Stadt Huancayo zählt 430.000 Einwohner. Sie liegt auf einer Höhe von 3244 m und ist die wichtigste Handelsstadt des Zentralgebirges.

Sonntags geht es auf den berühmten und gut besuchten „Sonntagsmarkt“, wo man Teppiche, Ponchos, Stickereien, filigrane Silberarbeiten etc. kaufen kann. Hier erstehen wir unseren ersten „Manta“, ein bunt gewebtes, deckenartiges Tuch, das den Indio-Frauen auf dem Land zum Transport sämtlicher Dinge dient: Babies, Brennholz, Getreide, Kartoffeln, Mais, Schilfgras-Bündel, Baumwolle, Wäsche; überhaupt alles, was im Leben einer Anden- Familie so anfällt.



Der Transport zählt wohl zu den Aufgaben der Frauen, die sich in bunte, traditionelle Trachtenröcke wickeln und verschiedenartigste Hut- Modelle über langen geflochtenen Zöpfen tragen. Männer sieht man eher selten in gebückter Haltung mit Transport- Tüchern auf dem Rücken.



Wir machen einen Tagesausflug auf´s Land mit einem Führer und seinem ausgedienten PKW. Hier scheint die Welt stehen geblieben zu sein, irgendwann, vielleicht im Mittelalter. Schwerbeladene Esel säumen die Wege. Auf den Feldern bearbeiten Familien ihre kleinen Feld- Parzellen mit Ochsengespannen oder einfach mit einer Hacke.



Als wir eine Anhöhe erklimmen, um ein paar Inka- Ruinen zu bestaunen, treffen wir auf eine Indio- Mutter mit Sohn: Sie pflückt per Hand die reifen Kornähren von dem winzigen, in Terrassen abfallenden Feld. Er drischt das Korn, ebenfalls per Hand.

Die Ruinen dienten den Inkas einst als Korn, Mais- und Kartoffelspeicher – hoch oben über dem Dorf – die Fenster so ausgerichtet, dass die monatelang gelagerten Vorräte vom stetigen Wind gut gekühlt und belüftet wurden. Wie anstrengend muss es gewesen sein, die unzähligen Steinstufen zu behauen und die Vorräte für ein ganzes Dorf den Berg heraufzuschleppen.

An einer kleinen Lagune machen wir bei strahlendem Sonnenschein Rast und erholen uns bei frisch gefangenen, gegrillten Forellen, Kartoffeln aus dem Erdofen und in Tongefässen gekühltem „Chicha“ (erfrischendes Maisgetränk).

Montagabend steigen wir wieder in den Zug, der uns vom Mittelalter in die Neuzeit befördert.




Gerne wären wir noch länger hier geblieben, um die Natur und das Landleben zu erkunden.

Auch der Dschungel ist von hier aus nicht weit entfernt.









Den größten Teil der Nacht stehen wir im letzten Waggon mit offener Plattform, Bar und Tanzfläche und genießen bei Mondenschein und klirrender Kälte den Ausblick auf die schlafenden Anden.


Zurück in Lima fiebern wir für Deutschland – bei der Fußball-EM 2008. Pünktlich zum Finale am 29.06. wird der neue Großbild- Fernseher für den Yachtclub angeliefert. Alle vorhandenen Deutschlandflaggen werden in Position gebracht, doch die Spanien- Fans überwiegen eindeutig. Mitleidig wird uns auf die Schulter geklopft und ein peruanisches Bier spendiert, als der Sieger feststeht. Heimlich entledigen wir uns unserer Deutschland-Trikots und feiern mit den größtenteils spanischstämmigen Peruanern….

Dem heiligen San Pedro ist es egal, wer die EM gewonnen hat. Der Patron der Fischer hat heute seinen großen Tag. Alle Schiffe (Armada, Fischerboote, Yachten und die „Humboldt“) sind feierlich geschmückt. Begleitet von Trommeln, Pauken und Trompeten, wird die mannshohe und festlich gekleidete San Pedro- Statue nach einer Ansprache des Pastors würdevoll über den Pier getragen und auf ein Boot verfrachtet. Es folgt eine Boots- Parade durch den Hafen mit der Trompeten- Band an Bord und zufrieden nimmt „San Pedro“ wieder für ein weiteres Jahr auf seinem Altar am Club- Eingang Platz.



Die alte Geschichte: In 3 Tagen läuft unser dreimonatiges Visum für Peru aus. Was liegt da näher, als das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden? Wir fahren nach Bolivien.
Am 02.08. bringt uns ein Bus der etwas „vornehmeren“ Gesellschaft „Cruz del Sur“ innerhalb von 23 Stunden über Arequipa nach Puno. Das Busunternehmen preist immerhin einen vierstündigen Fahrerwechsel und verstellbare Sitze an. Durchgehend werden wir mit Kriegsfilmen bombardiert, bei strikter Kissen- und Deckenkontrolle. Als Sandra in der Nacht ihr Kissen verlegt, wird der ganze Bus danach abgesucht.

In Puno, der größten Stadt am Titicacasee, werden wir von einer eisigen Kälte und kalten Duschen im Hostel empfangen. Der Ort macht auf den ersten Blick einen dreckigen und verwahrlosten Eindruck. Wir begnügen uns mit der Besichtigung des Busbahnhofes, des Straßenmarktes und diverser Agenturen, die Busreisen zum Grenz- und Pilgerort Copacabana in Bolivien anbieten.



Bereits am nächsten Morgen bringen uns diverse Busse und ein Fußmarsch über die von Händlern und Pilgern stark frequentierte Grenze. Wir haben uns die richtige Zeit ausgesucht: 2 Wochen lang pilgern tausende von Menschen (hauptsächlich Peruaner) in den kleinen, touristisch gut erschlossenen Wallfahrtsort am Titicacasee, um das Fest der „heiligen Jungfrau von Copacabana“ zu feiern.

Die Halbinsel Copacabana, die nahe Sonneninsel und Mondinsel gehörten zu den allerwichtigsten inkaischen Heiligtümern. Auf ihrem Weg zur Sonneninsel unterzogen sich die inkaischen Pilger Ritualen, bevor sie mit Booten zum südlichen Ende der Insel übersetzten und auf der inkaischen Strasse zum nördlichen Teil der Insel wanderten, wo sich der wichtigste zeremonielle Platz und ein großer geheiligter Felsen befand.
Die heutigen Pilger begnügen sich mit einem Aufstieg auf den „heiligen Hügel“ von Copacabana, doch sie scheinen sich den gleichen, merkwürdigen Ritualen zu unterziehen wie ihre Vorfahren. Wir folgen der Menschentraube den Berg hinauf und trauen unseren Augen nicht. Buntverkleidete „Priester“ oder eher Medizinmänner postieren sich vor zahlreichen aus Stein gehauenen Altären und weihen Autos, Busse und Häuser aus Plastik, die auf dem Weg den Berg hinauf von den fliegenden Händlern erstanden werden können. Auch Geldscheine aller Nationen mit aufgedruckten Glückssymbolen stehen hoch im Kurs.



Die Plastikware und deren Besitzer werden zuerst in bunte Luftschlangen eingewickelt, mit Konfetti bestäubt und mit „Chicha“ (Maisgetränk) oder Bier übergossen. Dann kommen tote Gürteltiere – Symbol von Glück und Fruchtbarkeit – zum Einsatz, mit deren Hilfe der „Zauberer“ die Schlange stehenden Auserkorenen weiht.
Zum Schluss gibt es ein Knallfrosch- Konzert und schon ist der Nächste an der Reihe. Wir verzichten auf die Weihe, besorgen uns aber beim Abstieg vorsichtshalber ein paar Euro- und Dollarscheine mit aufgedruckter „Madonna de Copacabana“, goldenen Fröschen und Konfetti, um unsere Reisekasse aufzubessern.



Unterwegs begegnen uns noch Fruchtbarkeitssymbole der besonderen Art: getrocknete Alpaka-Embryos.







Auf der Markt-Strasse stöbern wir eine weitere bunte „Manta“-Decke auf.


Sonneninsel, Titicacasee, Bolivien

Am nächsten Morgen setzen wir mit einem vollbesetzten Touri- Boot zur Nordspitze der Sonneninsel über. Wie es sich für eine Insel mit diesem Namen gehört, werden wir von strahlend blauem Himmel und lachender Sonne empfangen. In dem kleinen, friedlichen Ort gibt es auch Übernachtungsmöglichkeiten. Gerne hätten wir hier eine Nacht verbracht, aber es geht leider am Abend schon wieder nach Copacabana zurück.



Ein Führer geleitet uns weiter zum geheiligten Felsen, wo laut der inkaischen Mythen der Gründervater „Manco Capac“ aufgetaucht ist. Von hier aus wandern wir in den nächsten 3 Stunden über einen steinernen Inkapfad bis zur Südspitze der Insel und genießen die wunderbare Ruhe und Aussicht über den Titicacasee. Wir begegnen kleinen Mädchen mit jungen Alpakas – 1 Sol pro Fotographie; der Tourismus hinterlässt seine Spuren.



Mit den Stempeln im Pass geht es wieder über die Grenze nach Peru. Wir haben uns für einen Nachtbus entschieden, der direkt bis Cusco durchfährt. Dieser Bus entpuppt sich als einer der schlimmsten, die wir bisher hatten. Keine Toiletten, kaum Fußraum, keine Decken. Geräusche, die auf einen Achsbruch hindeuten. Zudem hält der Bus in vielen kleinen Orten, um Einheimische, deren Kinder und Gepäck einzuladen. Nachts gegen 0300 Uhr wird der Bus in einer finsteren Seitenstrasse von Bewaffneten angehalten, die den Bus systematisch durchsuchen. Ein Überfall? Sandra versteckt vorsichtshalber mit zitternden Händen Geld und Visa- Karte unter dem Sitzpolster. Wohin mit der Kamera? Komisch, die gehen an uns vorbei. 15 Minuten später Entwarnung: Zollbeamten auf der Suche nach Schmuggelware.



Cusco liegt auf 3310 m Höhe und ist eine der schönsten Städte Perus, die wir bisher gesehen haben. Über den perfekten Grundmauern der eroberten inkaischen Hauptstadt bauten die Spanier ihre prachtvollen Kirchen, Klöster und Kathedralen sowie kolonialen Herrschaftshäuser, so dass eine einzigartige Mischung aus inkaischer und christlich-spanischer Architektur entstanden ist.



Das wichtigste Monument der Stadt war die am Hauptplatz gelegene, 1668 eingeweihte Kathedrale, die der Aristokratie zur Demonstration von Reichtum und Macht mittels Prozessionen und Geschenken diente. Über 300 Bilder schmücken das Innere; Gold und Silber zieren im Übermaß Bildnisse und Altäre.
Auf den Stufen des Hauptplatzes sitzend bestaunen wir den beeindruckenden Ausblick auf die zahlreichen Kirchen und den touristischen Trubel.

Am widersprüchlichsten und merkwürdigsten erscheint uns das Kloster „Santa Domingo“, das die Dominikaner 1539 über dem inkaischen Sonnentempel „Qoricancha“ errichteten. Auf den reichsten Tempel des inkaischen Imperiums wurde die beeindruckendeste Kirche des kolonialen Cuscos aufgepfropft.

In Cusco herrscht die Unsitte, für die Besichtigung der touristischen Haupt-Attraktionen (die wichtigsten Kirchen, Museen und Inka- Ruinen) ein „Boleto Touristico“-Paket für 45 US$ pro Person erwerben zu müssen. Wir boykottieren dies und beschränken uns auf die immer noch zahlreichen Sehenswürdigkeiten, die mit dem Erwerb einzelner Eintrittskarten besichtigt werden können.



Wir haben noch einen anderen Auftrag: Augusto, Arbeiter im Yachtclub in Lima und Oberhaupt der Familien- Folklore-Gruppe „ Isabel del Ande“ (Musica Huayno) kommt ursprünglich aus Cusco und hat uns gebeten, die erste aufgenommene CD seiner Musikgruppe beim Radiosender in Cusco vorbeizubringen.
Er möchte seiner restlichen Familie und seinem „pueblo“ im Umland von Cusco auf diese Weise Grüsse ausrichten. Er hat seine Familie, die keinen Telefonanschluß besitzt, seit Jahren nicht mehr gesehen oder gesprochen. Die Frau in dem kleinen Radiosender „Radio Emisora Tahuantinsuyo“ glaubt zuerst, wir „Gringos“ hätten uns verlaufen, doch nach einigen Erklärungen verspricht sie uns, die musikalischen Grüsse aus Lima weiterzugeben. Sie lädt uns gleich für den nächsten Tag zur Live-Sendung ein, doch wir haben bereits einen Ausritt zum „Mondtempel“ geplant.



Den „Mondtempel“, der so klein und unbedeutend ist, dass er in unserem ausführlichen Reiseführer gar nicht erwähnt wird, besichtigen wir dann bei strömendem Regen vom Rücken zweier durchgesessener, erschöpfter Andenpferde, die wir gerade mal zum Schritt-Tempo überreden können.

Der Markt von Cusco lädt zum Stöbern ein: wir erstehen 2 weitere bunt bedruckte „Manta“-Decken.

Am nächsten Morgen starten wir gemeinsam mit zehn anderen Reisenden und dem Führer „Hugo“ zu unserer dreitägigen „Inka JungleTour“ nach Machu Picchu. Mit einem kleinen Bus geht es über den 4300 m hohen Pass nach Abra Malaga.



Von hier aus düsen wir mit klapprigen Mountain Bikes den Berg auf der anderen Seite wieder runter und landen mitten im Dschungel. Wozu haben wir bloß die warmen Klamotten mitgeschleppt, die nützen in der plötzlich tropischen Hitze höchstens gegen Sonnenbrand und zur Moskito-Abwehr. Die ersten Papageien sausen uns um die Köpfe.



Nach 7 Stunden kommen wir schwitzend und voller Moskito-Stiche im 1400 m hoch gelegenen Ort „Santa Maria“ an.



4 Fahrräder haben die Strecke nicht überstanden. Der Kleinbus sammelt in regelmäßigen Abständen liegen gebliebene Fahrräder und Fahrradfahrer ein.













Bei Sandra fand sich gleich die gesamte Gangschaltung in den Speichen wieder - zum Glück gab es noch ein Ersatz-Rad für die letzten Kilometer.











Am Abend werden wir mit einem „All- inklusive- Menü“ belohnt, und fallen nach den überall auf der Welt gleichen Kennenlern-Spielen rückwärts in die 2-Zimmer-Koje der einfachen aber sauberen Herberge.



Früh am Morgen beginnt die Wanderung nach „Santa Theresa“ mit unseren schweren Winterklamotten im Rucksack. Schmale Inka-Pfade führen durch den tiefgrüne Dschungel- Landschaft,



vorbei an Kaffee, Baumwoll- und Coca-Plantagen.



An einem kleinen Bauernhof machen wir Halt und werden von einer Familie, 2 Affen und einem Ameisenbär willkommen geheißen.



Weiter geht es in das 10-Häuser Dorf „Huayco“ (Gelber Fluss), wo wir eine Hängematten-Pause einlegen und ein köstliches Mittagessen serviert bekommen.



Hier warten wir auf „Hugo“, der einen übergewichtigen, amerikanischen Nachzügler unserer Gruppe zur Strasse begleitet hatte, um auf ein vorbeikommendes Auto zu warten. Der Weg führt uns weiter durch ein ausgetrocknetes, steiniges Flusstal.

Inzwischen leidet unsere deutsch-schwedisch-amerikanisch-israelische Reisegruppe unter entzündeten Moskito-Stichen, Muskelkater und Blasen an den Füßen, so dass wir uns alle in die heißen Thermalquellen von „Cocalmayo“ stürzen. Welche Wohltat! Badeanzug und Handtuch Marke Barbie können zum Glück günstig ausgeliehen werden. Wir verzichten auf die letzte halbe Stunde Fußmarsch nach „Santa Theresa“, plantschen bis zum Sonnenuntergang und nehmen später den Bus.



„Santa Theresa“ wurde vor ca. 10 Jahren von einer durch ein Erdbeben verursachte Flutwelle heimgesucht und komplett zerstört.



Chilenische und kanadische Hilfsorganisationen, unter anderem das „Rote Kreuz“ halfen beim Wiederaufbau und erhielten zum Dank ein Denkmal auf dem neu errichteten Hauptplatz des kleinen Ortes. In einer der ehemaligen Baracken der Hilfsorganisationen, die zum „Hostel“ ausgebaut wurde, nächtigen wir unter warmen Wolldecken des „Cruz Rocho“.

Die letzte Wanderstrecke verläuft etwas eintönig und holprig entlang der Bahnschienen in Richtung „Aguas Calientes“, der Touristen-Auffangstation für Machu Picchu. Dort kommen wir so früh an, dass sich ein Teil unserer Gruppe entschließt, den nahe gelegenen Berg „Putucusi“ in 2560 m Höhe zu erklimmen.



Immer höher, über steile Steintreppen und noch steilere endlos lange Holzleitern erkämpfen wir uns Meter für Meter.



Auf dem Gipfel werden wir bei strahlendem Sonnenschein mit einem wunderschönen, unvergleichlichen Ausblick auf die heilige Stadt „Machu Picchu“ belohnt.



Runter geht es im Laufschritt; unten warten ein Eis und ein Bier.



Am nächsten Morgen werden wir schon um 0400 Uhr aus den Betten gescheucht. Mit Taschenlampen bewaffnet machen wir uns mit der Hälfte unserer Gruppe auf den Fußmarsch hinauf nach Machu Picchu. Die andere Hälfte nimmt um 0530 Uhr den Bus und ist trotzdem vor uns da. Aber wer verzichtet schon freiwillig darauf, über 1000 von Inkas und Spaniern behauene Stufen zu klettern?
Sandra zieht ihre Knie an den Hosenbeinen vor sich her, anders ist das nicht zu schaffen! Timo übernimmt zum Glück den Rucksack mit den 4 Litern Wasser (oben unbezahlbar) und sieht auch nicht viel sportlicher aus.

Wir sind noch vor der Sonne oben und reihen uns in die endlose, hauptsächlich mit dem Bus angereiste Schlange der internationalen Touristen-Szene.



1981 wurde Machu Picchu von der peruanischen Regierung zum „Historischen Sanktuarium“ erklärt und 1983 erhob die UNESCO es in den Rang des „Patrimonio de la Humedad“. Somit zählt Machu Picchu zu den wenigen Orten in Lateinamerika, die zugleich zum kulturellen und natürlichen Welterbe erklärt worden sind.



Der Quechua- Name „Machu Picchu“ bedeutet „ Alter Berg“ und ist auch bekannt als „die verlorene Stadt der Inkas“. Sie wurde im 15. Jahrhundert in der Herrschaftszeit des Inka „Pachacutec“ gebaut und blieb vom Westen unentdeckt, bis Hiram Bingen sie 1911 entdeckte.



Der urbane Sektor ist in 2 Zonen unterteilt, die durch einen großen Platz in der Mitte getrennt sind. Der Anbausektor verfügt über Terrassen, die mittels Kanälen und einem Steinbrunnen bewässert wurden. Die meisten Bauten mit zeremoniellem Charakter befinden sich in der oberen Hälfte.



Im Sonnentempel finden sich zahlreiche Nischen, in die man wahrscheinlich Mumien stellte.

Im höchsten zentralen Punkt steht, aus dem Felsen herausgearbeitet, der „Inti Huatana“, der den inkaischen Menschen in der Zeit orientierte und die landwirtschaftlich wichtigen Jahreszyklen markierte.



Für die perfekt gearbeiteten Steinmauern der Stadt mussten die Inkas schwere Steinblöcke über lange Distanzen herbeischaffen.



Am frühen Morgen des 12.08. bringt uns der Zug nach Ollantaytambo. Der Ort ist ein lebendes Museum und hat einen Großteil der inkaischen Architektur bewahren können, obwohl er bis heute bewohnt ist.







Wir schlendern über einen kleinen Markt und erstehen eine weitere „Manta“- Decke für unsere Sammlung. Timo hat inzwischen Designer-Qualitäten entwickelt und die Idee durchgesetzt, aus den bunten „Manta“-Decken Bezüge für unsere eintönig grünen Polster im Boot zu nähen. Das Projekt ist inzwischen abgeschlossen - eine ganz schön bunte Erinnerung an Peru.

Zurück im nebligen Lima. Es wird Zeit, dass unser algenumwobenes Boot aus dem Wasser kommt. „Manana“, heißt es mal wieder, also in 2 Wochen. Macht nichts, noch andere Projekte warten:
Der Wärmetauscher hat mehrere durch Korrosion verursachte Lecks und benötigt eine neue Ummantelung und maßgeschneiderte Zinkanoden. Der Heißwasser-Boiler aus Aluminium ist auch dem Lochfraß zum Opfer gefallen und benötigt einige Schweiß- Reparaturen. Der Mechaniker „Senor Ushuya“ wird mit den Schweißarbeiten beauftragt.



Mit nur 3 Knoten maximaler Geschwindigkeit bei extremem Algenbewuchs tuckern wir zum Pier. Schließlich hebt uns der Travel Lift am 29.08. gegen Abend aus dem Wasser. In den nächsten 3 Tagen wechseln wir die Zinkanoden, bringen den Faltpropeller wieder an und verpinseln wir 3 Dosen teures kupferfreies Antifouling aus europäischen Beständen - geeignet für Gewässer mit geringem bis mittleren Algenbewuchs.

Am 01.09. schwimmen wir wieder im Wasser. Proviant ist eingekauft, Wärmetauscher eingebaut, Test-Segeln erfolgreich absolviert. Eigentlich können wir los, bevor das Boot wieder zuwächst. Aber „Senor Ushuya“ vertröstet uns mit der Boiler-Reparatur seit Tagen auf „manana“.



Am 03.09. bekommen wir Besuch von Augusto, seiner Familie und einem Kameramann. Insgesamt setzen 11 Leute auf die „Ultima“ über mit der Idee, ein Musik-Video von der Familien-Folklore-Gruppe auf unserem Boot zu drehen. Wir sind dabei, trotz bedenklicher Schlagseite. Timo setzt zur Feier des Tages alle vorhandenen Länder-Flaggen; eine übermannshohe Peru-Flagge wird noch schnell vom Yachtclub ausgeliehen. Die Statisten schlüpfen in ihre Kostüme. Die beiden Damen, Isabel, die Frau von Augusto und die „Tanz-Chica“ besetzen das Bad zu Umkleide- und Schminkzwecken.



E-Gitarren, Schlagzeug, Mikrofon und Boxen haben nicht mehr in die Taschen gepasst, also wird bei laufender CD „Playback“ gesungen und getanzt. Der Kameramann wird in ein Schlauchboot verfrachtet und die Familie geht in Stellung. Die Wasserlinie der „Ultima“ ist schon lange nicht mehr zu sehen.

Die Flaggen wehen, die Familie singt, tanzt und winkt im Rhythmus der „Musica Huayno“; was für ein buntes Spektakel. Die schüchterne “Tanz-Chica“ lässt sich in ihrem Bikini-Kostüm die Kälte nicht anmerken und gibt alles. Nur einer der Tänzer wird im Hafen seekrank und entwickelt eine bedenklich grüne Gesichtsfarbe. Timo gibt alles, um die freigewordene Tänzer- Rolle gebührend auszufüllen.



Isabel zaubert nach getaner Arbeit ein fertiges Mittagessen auf den Tisch; Seeluft macht hungrig.
Zu guter Letzt schlüpft auch Sandra in einen quietschbunten Trachtenrock mit Silberborte und Pailletten und leistet ihren Tanzbeitrag. Der Rock wird uns zum Abschied feierlich als Geschenk überreicht. Was für ein Tag.

Heute ist der 09.09. und heute soll der Boiler „ganz sicher“ fertig sein. Wenn also „Senor Ushuya“ heute kommt, kann Timo heute den Boiler einbauen, wir können heute bei Armada, Immigration und Hafenkapitän ausklarieren und morgen früh die Segel setzen – 1000 Meilen nach Norden, Richtung Galapagos. Und wenn nicht morgen, dann „manana“…



Und nun zu der Frage, die uns taeglich mehrmals gestellt wird: "Ti gusto Peru?" Ja, uns gefällt Peru! Es ist das interessanteste, merkwürdigste, widersprüchlichste und vielfältigste Land, das wir bisher besucht haben.



Es gäbe noch so viel mehr zu sehen, aber es ist an der Zeit, die Segel zu setzen. Andere Länder warten.

„Senor Ushuya“ bringt heute tatsächlich den Boiler zurück! Resultat nach 2 Wochen: Die Schweiß-Arbeit wurde nicht ausgeführt! Projekt gescheitert. Geld zurück. Der Boiler verschwindet erstmal in der Backskiste. Wer braucht schon Heißwasser in den Tropen? Unsere Abreise verzögert sich durch die Umbauarbeiten um einen Tag. Letzte Meldung: Heute haben wir ausklariert und morgen frueh am 11.09. geht es los.





Adios Peru. Adios Südamerika. Adios Amigos.