5.2.08

09.01.2008 – 05.02.2008 Puerto Montt - Golfo Corcovado - Valdivia „Operation Blauwal“

oder:



„Misson impossible“

Wir stecken mitten in den Vorbereitungen für den Pazifik: Überholung des Motors, Segelwechsel, Neu- Verkabelung der Elektrik etc…

Robin und Bob von dem amerikanischen Segelboot „Misty Dawn“, das vor einigen Tagen aus Neuseeland eingetroffen ist, erzählen uns von ihrem Auftrag, ein deutsches Kamerateam vier Tage lang zum Whalewatching durch die Gegend zu kutschierten. Hört sich sehr interessant an. Wir wünschen den Beiden viel Glück und gehen wieder an die Arbeit.

Am nächsten Tag werden wir von der jungen Crew eines irischen Segelboot zu einer Grillparty in der Marina „Oxxean“ eingeladen. Alles wie gehabt: Steaks, Hamburger, Würstchen und Wein. Der einzige Unterschied - wir lernen Raul kennen. Er wollte ursprünglich das Kamerateam chauffieren. Kurzfristig lehnte er dies aber aus dubiosen Gründen (5 Tage vor Antritt der Reise) ab und gab den Auftrag an die Segelyacht „Misty Dawn“ weiter.
Es geht auf Mitternacht zu und wir verabschieden uns. Am nächsten frühen Morgen klopft es an unserem Böotchen. Bob erzählt beim ersten Kaffee, dass er und seine Frau den Auftrag doch nicht annehmen.



„You can make it!“






Uns fällt fast die Kaffeetasse aus der Hand. Die Bezahlung ist gut, doch die Reise soll schon in fünf Tagen im 125 Meilen entfernten Quellon (Südspitze der Insel Chiloe) losgehen. Nach der dritten Tasse Kaffee verabschiedet sich Bob und wir arbeiten am Boot weiter. Nach 30 Minuten klopft es erneut – Raul! Der Kocher wird angeworfen und für uns Kaffee Nummer vier, für Raul Nummer eins serviert. Raul begutachtet unser Boot und sagt:



„Die zwei Kameraleute bringt Ihr ja locker unter. Toll, ihr habt ja sogar ein Echolot!“






Wir sollen das ARD - Team von Quellon in die 40 sm entfernte Bahia TicToc und zurück fahren. Dort ließen sich angeblich vor der Küste (mit hundertprozentiger Garantie!) Blauwale beobachten. Jedoch sei das Filmteam auch an den dort lebenden Peale- Delphinen (Lagenorhynchus australis) interessiert, falls wider Erwarten keine Blauwale auftauchen. Kein Problem, denken wir uns, nur der Platz…

Am nächsten Tag will der Agent vorbeikommen, um unser Boot zu begutachten. Wir machen uns aufgrund unserer begrenzten Platzverhältnisse keine allzu großen Hoffnungen, gehen wieder zur Tagesroutine über und warten auf den nächsten Tag.



Der Agent des Agenten und Raul treffen ein. Bootsabnahme Nummer zwei. Der Agent ist ein schleimiger, unangenehmer Typ, der auch noch hoch qualifizierte Fragen stellt: Agent: „Wofür ist die große schwarze Platte da?“
Timo: „Zur Stromerzeugung, nennt sich übrigens Solarpanelle.“
Agent: „Wo ist das Ruder?“
Timo zeigt auf die Pinne. Der Agent hat bisher nur Steuerräder gesehen und blickt sehr unzufrieden drein.

Der Spezialagent verlässt mit Raul das Schiff so schlecht gelaunt, wie er gekommen ist. Wir sind uns ziemlich sicher, dass es mit der Fahrt nichts wird und bereiten uns weiter auf den Pazifik vor. Nix da, Raul ist eine Stunde später zurück: „Ihr habt den Job mit den drei Kameraleuten!“ Kreisch: „Hast Du drei gesagt?“ „Si!“ „Oh mein Gott! Aber sonst hast Du uns alles erzählt?“ „Si! No problem.“

Jetzt, drei Tage vor der Ankunft des Fernsehteams, geht die Arbeit los.
Letzte Reparaturen,



Platz schaffen; mit drei Autoladungen wird die nicht notwendige Ausrüstung (Fahrräder, Kanister, große Werkzeugkiste, Spinnaker, ein Sack Stofftiere…) von unserem Boot befördert.

Timo schleppt Kisten, Sandra besorgt die Fahrtgenehmigung (Zarpe). Am nächsten Tag geht es in den Supermarkt - Grosseinkauf.

Die nächst Party steht an. Das deutsche Schiff „ZANSIBAR“ feiert die Befreiung der bestellten Ausrüstung (4000€) nach wochenlangen Verhandlungen aus den Fängen von Zoll und UPS.



Raul ist auch eingeladen. Nach einer Flasche Wein bekommen wir mehr Informationen: „Es könnte sein dass Ihr zur „Isla Guafo“ auf den Pazifik raus fahren müsst. Dort gibt es hundertprozentig Blauwale“. Von der „Isla Guafo“ war nie die Rede! Die Fahrt durch den „Boca del Guafo“ ist nach dem „Golfo de Penas“ bei widrigen Wetterbedingungen das zweitschlimmste Übel in dieser Gegend. Und dann noch zu einer Insel mit nur einer Ankerbucht, die nach Ost vollkommen ungeschützt ist und von der es bei schlechtem Wetter kein Zurück gibt.

Frage: „Was ist eigentlich, wenn Sturm ist oder wir keine Wale sehen?“
Raul: „Kein Problem, die interessieren sich auch für Delphine. Die Wale werdet Ihr sowieso nicht sehen. Die sind weiter draußen dieses Jahr (El Nino).“

So langsam bekommen wir Zweifel, aber auch eine motivierende Anzahlung sowie ein Handy zur Kommunikation. Hatten die Amerikaner vielleicht mehr Informationen und sagten deswegen ab? Es gäbe noch einige Fragen zu klären (Passnummern, Eßgewohnheiten, genaue Ankunftszeit der Gäste etc.), doch der Agent ist seit Tagen nicht telefonisch erreichbar.



Wir fahren los. Kurs „Isla Mechuque“. Nach 60 Meilen erreichen wir hauptsächlich segelnd die bescheuerte Insel, die sehr schön ist. Abendessen, schlafen, aufstehen und weitere 65 Meilen nach Quellon. Zum Segeln reicht der Wind nicht. Na und? Schmeißen wir eben den Motor an, was auch für eine halbe Stunde gut geht. Doch dann speit der Auspuff weiße Wolken. Die Motortemperatur bleibt aber konstant bei 80 Grad. Nach mehreren Schweißausbrüchen geht es an die Ursachenforschung. Der neu installierte Saugschlauch ist nicht zum Saugen geeignet (Industria Argentina, noch Fragen?). Passenden Ersatz haben wir nicht dabei, aber die Temperatur bleibt im grünen Bereich. Also weiter. Um 22:00 kommen wir qualmend in Quellon an.



Inzwischen haben wir erfahren, dass das Fernsehen erst um 12:00 kommt. Super!!! Um 09:00 Uhr rennen wir beide los. Timo versucht einen Saugschlauch zu bekommen, Sandra das Zarpe. Beides ohne Erfolg.
Zarpe „manana - puerto cerrado“ (Hafen geschlossen), Auslaufverbot für Boote unter 25 Tonnen, worunter ein Großteil der einheimischen Fischerboote fällt. Begründung der Armada: „Mucho viento“. Soviel Wind ist doch gar nicht…

Schlauch „si“ aber die Größe „no hay“ (gibt es nicht). Timo (in Fachkreisen auch als „Pumpen Paule“ bekannt) bastelt den zu großen Schlauch von 1 ½“ mit Hilfe alter Schläuche auf 1“ um. Schnell stocken wir die Dieselvorräte auf und sind fertig. Die aus der „Ersten Reihe“ können kommen.



12:00 ist durch. Keiner kommt. Kein Problem, wir haben ja Rauls Handy. Ups, der Akku ist alle. Können wir ja aufladen. Gedacht, getan. Leider ist das Ladekabel defekt. Sandra rast ins „Locutorio“ (bessere Telefonzelle), um mit dem Agenten Kontakt aufzunehmen. Dieser erwähnt im Nebensatz, dass das Fernsehteam „Diving- Equipment“ benötigt. Ein guter Witz. Wo sollen wir das so kurzfristig noch auftreiben? Unser vorhandenes „Diving- Equipment“ besteht aus einem kurzärmeligen Neopren- Anzug (made in Brasil), einer Taucherbrille und Flossen.



Das Treffen wird für 13:00 in der Stadt vereinbart.

Kurz nach eins trifft der Agenten-Bus mit den deutschen Reportern Verena und Michael und dem argentinischen Kameramann Juan Pablo ein. 10 Minuten später fährt der Bus mit den Dreien wieder ab.
Plan- Änderung: Da wir heute nicht auslaufen können, beschließen die Drei, in das ca. 100 km entfernte Castro zu fahren, um dort per Helikopter vor der Küste auf Blauwal- Suche zu gehen.
Die grundlegendsten Fragen bezüglich Schlauchbootgröße, „Diving- Equipment“, Bootsgröße etc. wurden inzwischen geklärt. Unklar bleibt weiterhin, ob das Wetter mitspielt und die Armada uns am nächsten Tag das Zarpe aushändigt. Die verbleibende Zeit reicht kaum noch für eine Tour zur „Isla Guafo“ auf den offenen Pazifik und zurück.

Gegen Abend trudelt ein erschöpftes Filmteam mit erfreulich handlichem Gepäck ein. Nach mehreren Schlauchbootrunden ist alles an Bord. Bei Züricher Geschnetzeltem werden die wichtigsten Fragen geklärt: Wer schläft wo? Wie funktioniert das Klo? Wo sind die Steckdosen? Lagebesprechung.



Michael verteilt zur Freude aller eine Riesendose Haribo und stößt sich zum ersten Mal den Kopf am Türrahmen, Verena schnappt sich das Federbett (pluma de ganso) und Juan Pablo zurrt lauthals singend die Kamera- Kisten an Deck fest.

Die beiden Herren werden im Vorschiff einquartiert, während Verena und Sandra auf dem umklappbaren Tisch nächtigen. Timo besetzt die Kapitäns- (Hunde) Koje.

Am nächsten Morgen düsen Verena, Juan Pablo und Sandra zur Armada und reihen sich in die Zarpe- Schlange der Fischer ein.
Die Armada beäugt misstrauisch den filmenden Juan. Nach ca. 1 Stunde halten wir das hart erkämpfte Zarpe in den Händen, mit der Einschränkung, heute innerhalb der Bucht von Quellon zu bleiben. Da schwimmen aber garantiert keine Blauwale herum.
Alternative: Muscheltaucher und Lachsfarmen.

Am Fischerpier werden Informationen eingeholt – „Ja, Blauwale wurden dieses Jahr schon im Golfo Corcovado gesichtet und die Muscheltaucher sind gerade zur Arbeit in die nächste Bucht (Estero Yaldad) gefahren“.

Per Taxi geht es zurück zur Werft. Unterwegs zeigt der Taxifahrer stolz ein mit seinem Handy aufgenommenes Photo von einem an der Westküste Chiloes gestrandeten Blauwal. Um den toten Wal in Szene zu setzen, macht das Taxi noch einen Schlenker zum Monument des Kilometers „0“ der Panamerikana, die über 22.000 Kilometer bis nach Anchorage in Alaska führt.

Gegen Mittag brechen wir auf in den Estero Yaldad. Nach zunächst erfolgloser Suche finden wir am Ende der Bucht ein Boot der Muscheltaucher, denen es eine Ehre ist, einem deutschen Fernsehteam ihre Arbeit vorzuführen.



Verena und Juan erklimmen sogleich den altersschwachen Kahn und versinken in stinkenden Muschelbergen.



Ein verrosteter Tauchkompressor rattert im Hintergrund und versorgt die beiden gewichtigen Taucher über einen langen, gelben Schlauch mit Luft. Später stürzt sich der wagemutige Juan in kurzärmligem Tauchanzug in die kalten Fluten, um die Taucher mit der wasserdichten Kamera zu ihrem Unterwasser- Arbeitsplatz zu begleiten.



Durch ein Bojen- und Leinenlabyrinth folgen wir den Muscheltauchern zum Verladehafen nach Yaldad. Gar nicht so einfach, da ohne Geleitboot wieder herauszufinden.



Abends erreichen wir schließlich den südlichsten Ankerplatz der Insel Chiloe im Estero San Pedro.

Der nächste Tag bringt den passenden Wind und strahlenden Sonnenschein, um im „Boca de Guafo“ nach Blauwalen Ausschau zu halten. Kurs Südwest. Bis zur „Isla Guafo“ (und zurück) schaffen wir es aus zeitlichen Gründen definitiv nicht mehr. Unterwegs werden ein paar Aufnahmen von unserem segelnden Boot aus verschiedenen Perspektiven gemacht: Der unermüdliche Kameramann Juan auf einer kleinen Insel, Juan im Schlauchboot, Juan im Bugkorb,



Juan im Mast…



Am Nachmittag haben wir alle einen dicken Sonnenbrand



aber immer noch keinen Blauwal gesichtet.



Das Stimmungsbarometer sinkt.

Auch das Anlocken der Wale mit Musik (Iron Maiden, Hans Albers, Chopin…) und Gesang (Juan) bleibt erfolglos.

Das größte heute lebende Tier der Erde lässt sich nicht blicken. Der Blauwal (Balaenoptera musculus) zählt zur Familie der Furchenwale. Er wird bis zu 33 Meter lang und 190 Tonnen schwer. Trotz seiner Größe kann er eine Geschwindigkeit von 30 km/h erreichen.
Auf See gehen Blauwale im Allgemeinen alleine oder paarweise und oft in weitem Abstand voneinander auf Nahrungssuche, indem sie mit ihren Barten am Oberkiefer im Plankton lebende Krebse filtrieren.
Unter bestimmten Lichtverhältnissen ist die typische Sprenkelung des Blauwals an Rücken und Flanken zu sehen. Die Sprenkelung nimmt die reflektierenden Blautöne des Wassers und des Himmels auf; daher auch der umgangssprachliche Artenname. Durch den Walfang wurde der Blauwal fast ausgerottet. Gegenwärtig bevölkern Schatzungen zufolge noch 6000 bis 14000 Tiere die Weltmeere.

Wende. Kurs: Nordost. Abends landen wir wieder im Ester San Pedro und ankern in der Nähe einer Lachsfarm (Salmonera). Verena und Juan schwingen sich ins Schlauchboot, um für den nächsten Tag einen Termin für Filmaufnahmen auszumachen. Die Salmonera- Arbeiter telefonieren sogleich mit dem Chef des Unternehmens, der das Anliegen des Ersten Deutschen Fernsehens ohne Umschweife ablehnt. Ein Rausschmiss? Dann können wir auf deren Grund und Boden heute wohl keine Würstchen grillen…



Am nächsten Morgen biegen wir um die Ecke und nehmen die Lachsfarm eines anderen Chefs ins Visier. Diesmal erproben wir eine andere Methode: Sandra fährt zuerst den Kameramann Juan zur Salmonera, damit er vor Ort den nächsten Rausschmiss filmen kann. Doch die „Tarnung“ funktioniert: Ein deutsches Segelboot auf Weltreise, dessen Besatzung sich für die Arbeit auf einer Lachsfarm interessiert.



„No problemo - schaut euch alles in Ruhe an“, lautet die unerwartete Antwort. Schnell wird Verena abgeholt, die „unauffällig“ Interviews mit den Bediensteten führt, während Juan sein Auge auf die Details lenkt. Gerade werden riesige Futtersäcke mit Fischfutter in Pellet- Format ausgeladen, angereichert mit Antibiotika und anderen den Lachs „gesund erhaltenden“ Medikamenten, worüber die Mitarbeiter der Lachsfarm zur Freude Verena´s detailliere Auskünfte geben.



Tonnenweise rasseln die Pellets durch dicke Schläuche, die zu den verschiedenen Lachs- Becken führen. In den kleinen Becken befinden sich ca. 100.000 Lachse, in dem größeren Becken 300.000 Stück, nach Größe und Alter sortiert. Das maximale Alter der Lachse beträgt 18 Monate, dann werden sie abtransportiert. Die Pellets rasseln, die Lachse springen dicht gedrängt gegen die Netze. Es stinkt zum Himmel. Sandra ist schlecht – nie wieder chilenischer Lachs!

Timo hält derweil das „Mutterschiff“ auf Kurs bzw. Drift, während Michael mit der Kamera den Gesamtüberblick festhält.



Noch Nahaufnahmen von den Lachs- Becken, dann wird langsam die Zeit knapp. Um 1300 Uhr erwartet der Fahrer des Agenten die Filmcrew, für die im Norden Ciloes nahe der Stadt Anchud noch ein Termin mit Wissenschaftlern ansteht. 3 Stunden Bootsfahrt bis Quellon liegen noch vor uns.



Unterwegs posiert noch die südchilotische Pinguin-, Kormoran- und Seelöwenprominenz. Dann heißt es schon wieder Abschied nehmen. Der Fahrer wartet bereits, als der Anker fällt. Gepäcktransfer. Winken.



Plötzlich sind wir wieder allein auf dem Boot und haben sehr viel Platz. Doch irgendetwas fehlt: Klingelnde Handys;

Verena, die sich das Federbett schnappt; Juan, der lauthals Lieder singt; Michael, der sich den Kopf an der Türschwelle stößt…



Wir machen uns am folgenden Tag wieder auf den Weg nach Puerto Montt, diesmal entlang der Festlandseite mit traumhaftem Blick auf bizarr geformte Vulkane.



Doch auch hier: Kein Blauwal in Sicht. Später erfahren wir, dass die Drei doch noch Glück hatten – Blauwale vor der Küste im Norden der Insel Chiloe!



Am Nachmittag des 22.01.08 machen wir wieder im Club Nautico die Leinen fest. Hier laufen die Chiloe- Regattavorbereitungen auf Hochtouren. Das 40 Fuß große Favoritenboot ist bei der Überführungsfahrt vor der Küste Valdivias gesunken, also gleiche Chancen für Nokia, Volvo, Stella Artois und Co.



Fernab jeglicher Regatta- Ambitionen rüsten wir unser Boot wieder zu einem Fahrten- Schiff um: große Werkzeugkiste, Spinnaker und eine dezimierte Anzahl von Kanistern werden wieder einsortiert. Die Fahrräder finden auf dem englischen Segelboot „Catch the wind“ bei David und Katalina eine neue Heimat.



Am 30.01.08 verlassen wir Puerto Montt in Richtung Valdivia. Mit der passenden Tide durchfahren wir am nächsten Morgen bei mäßigem Wind den Canal Chacao und ankern im rundum geschützten Estero Chaular im Norden der Insel Chiloe.

Am nächsten Vormittag dann die Überraschung: Als wir gerade die Segel gesetzt haben, begegnen uns nahe der Küste auf Höhe der Bahia Maullin auf 50 Meter Wassertiefe unsere ersten beiden Blauwale! Zuerst sehen wir aus der Entfernung zwei mächtige, ca. 9 Meter hohe Blasfontänen, auffällig schmal und senkrecht. In ca. 70 Meter Entfernung passieren uns die beiden majestätischen Tiere auf ihrem Weg nach Süden. Ein faszinierender, bewegender Anblick.



2 Stunden später ist bereits die nächste Nebelsäule in Sicht. Wassertiefe 150 Meter. Nur 20 Meter entfernt sehen wir die kleine, gedrungene Rückenfinne eines Blauwals, der neugierig auf unser Boot zu schwimmt. 30 Meter Wal gegen 10 Meter Boot - uns wird mulmig! Wir haben aber Vorfahrt - er oder Sie kommt von backbord.



Doch schon taucht er wieder ab und setzt seinen Kurs nach Süden fort. Eine halbe Stunde später: „Wal auf 10 Uhr!“ Auch dieser kreuzt 20 Meter von uns entfernt unseren Kurs und dreht dann nach Süden ab. Doch damit nicht genug, erscheint eine weitere halbe Stunde später der fünfte Blauwal. Willkommen auf der Blauwal- Autobahn!

Nach 200 aufregenden Seemeilen mit viel Wind aus der richtigen Richtung, sehr viel Schwell und einer Nachtfahrt erreichen wir schließlich am 02.02.08 die Marina Estancilla im Rio Valdivia.



Valdivia, inmitten einer wunderschönen Seenlandschaft gelegen, ist eine der schönsten Städte Chiles und wurde 1552 von „Pedro de Valdivia“ gegründet. Bei einem schweren Erdbeben im Jahr 1960 wurde die heute 120.000 Einwohner zählende Stadt fast vollständig zerstört.







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http://www.daserste.de/weltspiegel/

Chile: Wale oder Lachse ?
Rund um die Isla Chiloe wollen Tierschützer ein Meeresschutzgebiet errichten. Denn hierher kommen im südamerikanischen Sommer viele Blau-Wale. Allerdings sind sie bedroht von den Anitbiotika, die in den vielen Lachs-Farmen hier zum Einsatz kommen. Ein Film von Michael Stocks (ARD Rio de Janeiro).
Sendung (ARD) am 03.02.2008, 19:20 Uhr
http://www.daserste.de/mediathek_blank/play.asp?cid=16464



Eine 45 Minuten Sendung zum Thema Blauwale und Lachse in Chile wird voraussichtlich am 23.03.08 auf dem Fernsehkanal Phönix um 2100 Uhr ausgestrahlt.